Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

 


Nr. 47

   




Screenshot: www.youtube.com

Umschrift eines Gesprächs mit

Albert Dohmen

auf


https://www.youtube.com/watch?v=oayiUzGYli0

 


Foto: What‘s Opera Doc
 


Sprecherin
: Herzlich willkommen, Albert Dohmen -
auf What‘s Opera Doc - dem Youtube Kanal für professionelle Sänger und Sängerinnen
Große Ehre, dass du bei uns bist.
Wir haben gerade gerätselt über deine Dienstzeit über dein Alter, wenn man das so fragen darf.

Albert Dohmen:
Der Dohmen ist ein alter Knacker! Ich habe meine ersten Konzerte 1976 gemacht und mein Operndebut 1982 an der Deutschen Oper am Rhein. Das werde ich nie vergessen, da sind extra Freunde hingekommen – ich habe natürlich mit einer Wurze angefangen, es war der Bote im ‘Trovatore‘.

Sprecherin: Als Gast?
Albert Dohmen: Nein, fest! Das war ein Festengagement, erst im Studio. Und dann hat mir kein Mensch gesagt: Erstens, dass die Bühne eine Schräge hat, die geben mir so eine Rolle in die Hand, „die Botschaft musst du überbringen!“ An der Seite hatte ich ein Schwert. Es hieß: So jetzt gehts los und es war alles dunkel und was passiert, das Schwert kommt mir zwischen die Beine, ich stürze hin und bin so geschockt, dass ich keinen Ton von mir gegeben habe und dann war‘s vorbei.

Sprecherin: Und trotzdem stehst du jetzt noch auf der Bühne, was ist dazwischen passiert?

Albert Dohmen: Eine ganze Menge. Vielleicht als generelle Message an alle, die uns zuhören - da werden ja auch viele junge Leute dabei sein.

Sprecherin: Ja, hoffentlich.
Albert Dohmen: Die Wahrheit ist: Wir haben eine Riesenkonkurrenz, eine Riesenkonkurrenz weltweit für die paar Opernhäuser, die wir haben und deswegen ist die Wahrheit und ich vergleiche das immer mit dem Spitzensport: die Besten schaffen es – auch nicht immer – und deswegen, wenn du wirklich Sänger werden willst, mach es, aber es muss innerlich bei dir brennen und wenn es bei dir nicht brennt - na ja ich probiere es mal aus – meine Professorin hat gesagt, ich sehe da Entwicklungsmöglichkeit – das ist zu wenig – es muss bei dir brennen, sonst lass es sein. Also das ist die Grundvoraussetzung.

Sprecherin: Weil der Beruf so hart ist.
Albert Dohmen: So ist es und er wird immer härter.
Er wird immer härter. Warum? Weil – z. B. Südkorea schickt fast jedes Jahr 1000 Sänger als Auslandsstipendium nach Italien. Da kommen die da zu den Professoren, zu den alten Sängern – kriegen eine fantastische Ausbildung und hört euch südkoreanische Sänger an – die haben ein unglaublich hohes Niveau. Ich habe mich neulich mit einem südkoreanischen Bass in Barcelona unterhalten und fragte, wie kann das sein, dass prozentual die Qualität der südkoreanischen Sänger so hoch ist.
Sagt er: ganz einfach, wir sieben.
Also wenn ich 1000 Leute habe, die vorsingen, dann nehmen wir vier und dann haben aber die vier so eine hohe stimmliche Qualität – von Natur aus, dass der auf einer ganz andren Basis anfängt.
Ich war mal in Baden-Württemberg in einer Kommission drin, da haben wir uns die Hochschulzahlen der Gesangsklassen geben lassen. Und da kam folgendes dabei raus: Erstmal, nur 10 Prozent schaffen die Aufnahmeprüfung. Aber von diesen 10 Prozent, wenn die dann das Hochschulstudium durchlaufen haben, bekommen nur 7 Prozent einen Vertrag d.h. 93 – und Vertrag als Solist, sondern in Chören in Rundfunkhörern, Opernchören. Das bedeutet doch im Umkehrschluss, dass 93 Prozent nach einem Hochschulstudium in deutschen Hochschulen in Baden-Württemberg kein Engagement haben.
Und ich meine, diese Zahl ist doch schockierend.

 


Kommentar

Zitat
Bei einer Regierungsbildung in Baden-Württemberg wurde vereinbart, 500 Studienplätze an Musikschulen des Landes zu streichen.
Dies hätte bedeutet, dass 50 Professorenplanstellen weggefallen wären.
Die Grünen in der Regierung verhinderten das. Jeder Lehrende ist darauf bedacht, seine Klassen voll zu kriegen, um seine eigene Existenz abzusichern.

Der Erfolg:
Es werden weiterhin eine große Anzahl von Bewerbern in die Arbeitslosigkeit ausgebildet.

An einer Musikhochschule in einem nördlichen Bundesland nahm mit Billigung der Schulleitung ein Vertretet der ZAV an Aufnahmeprüfun-
gen teil. Er beurteilte aus Sicht des Marktes den Vorgang.
Eine Bewerberin wurde von einem Prüfer mit der Bemerkung abgetan:“ „Die ist aber garnicht hübsch!“
Hierauf der ZAV-Mitarbeiter: “Und mit der Stimme brauche ich gerade
die in fünf Jahren!“
Heute ist sie Solistin an einem Staatstheater.
 
Zitatende
Quelle:
telezeitung-online.de

 

Albert Dohmen: Na, ja – da kann man doch sagen, na, ja das ist so.
Ich finde das einen Skandal!
Warum?
Weil, junge Leute doch mit einem völlig tiefen Vertrauen sich diesem System – ja sie passen sich diesem System nicht an, sie vertrauen diesem System, aber das System produziert über 90 Prozent Arbeitslosigkeit.
Da sollte man sich doch mal fragen: Da stimmt doch irgendwas nicht!
Und da sehe ich eines der größten Problemfelder überhaupt: die Ausbildung.
Man soll es nicht pauschalieren, aber da liegt so viel im Argen: Und das hängt auch damit zusammen, dass man – und ich kann nur für Deutschland reden – du kannst nur Professor an Hochschulen werden bis 55 Jahre – wenn du 56 bist – also ich zum Beispiel – bist du draußen, kommst nicht rein.
Ich will damit nur sagen: das ist doch eigentlich Schwachsinn, tiefe Männerstimmen mit 56 mit 55 Jahren sind die voll – wenn sie richtig singen können – voll im Saft.
So, und die haben keine Chance zu unterrichten.
Damit werden schon mal sehr, sehr viele Leute einfach ausgeschlossen.


 


Kommentar

Zitat
Höchstaltersgrenze für andere Bewerberinnen und andere Bewerber
(§ 17 Abs. 3 Satz 2 NBG)

Gemäß § 17 Abs. 3 Satz 1 NBG darf in das Beamtenverhältnis als andere Bewerberin oder anderer Bewerber nur berufen werden, wer noch nicht das 50. Lebensjahr vollendet hat. Dies entspricht der bisherigen Rechtslage (s. § 10 Abs. 3 NBG, alt).

Zitatende
Quelle:
https://www.mi.niedersachsen.de/startseite/themen/
offentliches_dienstrecht_

korruptionspravention/landespersonalausschuss/
entscheidungspraxis/-95026.html


 

Albert Dohmen: Und ich muss ehrlich sagen: Entweder – dieses Hochschulsystem, was eine schöne geschlossene Anstalt ist, wo wir nur die reinlassen, die wir alle kennen, und die so fantastische (natürlich zynisch) so fantastische Zahlen produzieren – da gehört eine Revolution hin. Wenn das in der freien Wirtschaft passieren würde - die würden alle gekündigt.

Totale Fehlengagements!
Das darf man nur nicht sagen, weil man ja politisch korrekt sein muss, aber was nutzt mir political correctness, wenn die Ergebnisse lügen.
Ich bin ein sehr ergebnisorientierter Mensch, irgendwie muss ja auch was rauskommen. Die werden von unseren Steuergeldern bezahlt und das ist ein totes System.
Und ich denke, dieses System der Ausbildung an Hochschulen, das ja den vollen Schwachsinn hat, dass man differenziert den:
- Professor für Lied,
- Professor für Konzert,
- Professor für Oper -
der Berry früher, der hat seine Matthäuspassion gesungen, dann sang der seinen Barack und dann nahm der Liedplatten auf. Und so – denke ich - müsste ein Sänger funktionieren.
Aber das alles wird so spezialisiert, damit man möglichst viele Positionen schaffen kann.
Und das macht für mich ein völlig falsches Bild vom Gesang.

Du kannst nicht sagen, der hat zwar keine Stimme, aber für das Konzertfach reicht es.

Sprecherin: Wird oft gesagt!
Albert Dohmen: Wird sehr oft gesagt!
Und wir haben ja seit ca. 30 Jahren diese Mode, dass man das Konzert ganz bewusst abgrenzt von diesen Opernsängern.
Ich kann das selber sagen: Seitdem ich Wagner singe, das ist zwar paar Takte her, nein, der Dohmen singt Wagner, der kann kein Konzert. Das beschließen dann andere.
Und ich finde das einen solchen Unsinn. Damals Theo Adam oder alle die – die haben natürlich ihre Wotane gesungen, dann sangen sie trotzdem Matthäuspassion.
Wenn ich Matthäuspassion singen darf, muss ich nach Madrid, nach Bogota oder sonst wo hin.

Sprecherin: Na ja, da, da gibt’s die Spezialisten.
Albert Dohmen: Natürlich!
Du bist eben ein Wagnerspezialist. Und schon bis du in der Schublade drin.
Und mein Apell bei meinem kleinen Video hier ist:
Öffnet die Schubladen und schmeißt sie alle über den Haufen!
Nicht nur im Denken, schubladenhaftes Denken ist schädlich, sondern auch in der Ausbildung, auch im Beruf.
Dieses ganze Schubladenwesen ist doch nur Ausdruck der Inkompetenz derer, die besetzen müssen. Denn, wenn die nämlich Ahnung von Stimmen hätten, dann bräuchten sie keine Schubladen.
Aber es ist heute leider so: Durch das Schubladendenken haben wir auch bei den ‘Holzträgern‘, sehr viele, die keine Ahnung mehr von Stimmen haben.
Ich sag das ganz offen. Das hängt auch damit zusammen, weil auch in der Ausbildung von Dirigenten der Schwerpunkt auf Klavier gelegt wird.
Natürlich ist Klavier unglaublich wichtig, dass du deine Partitur spielen lernst, dass du die Harmonien erkennst, etc.
Aber in der Oper, aber in der Musik generell, sollte man singen lernen. Egal auf welchem Instrument – ich habe früher Oboe gemacht – du musst singen und wenn der Dirigent nicht singen kann, weil er’s nie gemacht hat, dann fehlt ihm natürlich auch die Sensibilität für ein atmendes Wesen, das da oben auf der Bühne steht, mit dem er zusammen Musik machen sollte – in der Oper oder im Konzertsaal.

Sprecherin: Zusammen – bist Du sicher?
Albert Dohmen: Es ist alles so einzigartig, weil alles so einzigartig ist, vergisst man vielleicht, dass Oper ist wie ein Mannschaftssport. Doch auf die Idee kommt keiner mehr. Wir sind in einer Welt, wo nur die Stars, die Regie, die Kopftäter der Dramaturgie, die dann die unglaubliche Vision haben „Wir machen jetzt Rheingold auf der Müllhalde!“ – genial! Dann schreien die Leute: „Fantastische neue Bilder; wunderbar, selten so was gesehen“.
Aber der Punkt ist doch der: Das ganze Pendel - und das ist vielleicht der Zeitgeist – hat sich so in die visuelle Richtung verschoben, dass es doch überhaupt nicht mehr drauf ankommt, wie einer singt. Interessiert das noch? Du musst nur toll aussehen, wie ein Modell, dann musst du den Mund halten, darfst keine Widersprüche zeigen, du musst immer nur nicken, nicken, nicken - zu dem, was der Dirigent sagt, zu dem, was der Regisseur sagt – immer nur nicken. Der Sänger ist degradiert worden heutzutage zu einem kopflosen Befehlsempfänger.

 


Kommentar

Bühnenverträge delegieren die Zuständigkeit vom Intendanten an den jeweiligen Regisseur, er ist weisungsbefugt während seiner Arbeit am Stück mit den Darstellern.

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„Wenn ich als Darsteller dem Regisseur dreimal sage, ich mache das nicht, dann fliege ich raus.“

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Quelle.: Sänger eines namhaften Opernhauses während einer Podiumsdiskussion
 

Sprecherin: Stimmmaschine!“
Albert Dohmen: Und das Ergebnis dieser Tendenz, dass die Persönlichkeiten fehlen, denn man erlaubt es ihnen ja überhaupt nicht. Die werden rausgeschmissen, der Dohmen ist schwierig. Der ist überhaupt nicht schwierig, der hat nur seine Meinung, seine Ästhetik, seine Erfahrung, sein Gehirn. Aber das ist heute nicht gefragt, weil das ist schwierig.

Wir brauchen also heute lean productions und da brauchen wir Models, möglichst auch mit Modelmaßen, die müssen top aussehen, ob die singen können, auf welchem Niveau, das ist völlig sekundär.

Guck dir doch mal Rezensionen heute an, das geht schon seit dreißig Jahren so. Wenn über Oper berichtet wird, wird 80 Prozent über das Konzept, über die Regie, über die Kostüme, übers Bühnenbild – und da kommt dann mit einem Adjektiv vielleicht: „Sachs war Dohmen, Wotan wurde von Dohmen verkörpert“.


Kommentar
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Während einer Podiumsdiskussion über das Theater wird eine bekannte Musik-Kritikerin einer deutschen Tageszeitung gefragt, warum die Sänger immer nur im letzten Abschnitt ihrer Rezension erwähnt würden. Darauf antwortete die Kritikerin: „Vom Singen verstehe ich nichts!“

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Quelle: telezeitung-online.de

 

Also wenn wir so weit gekommen sind, dass die sängerische Leistung, einer, der zwei Stunden da auf der Bühne seinen Wagner macht – das interessiert doch überhaupt nicht mehr – wir brauchen die Schlagzeile: „Was war das Regiekonzept?“

Leute, das ist ein Totläufer!

Ich sehe es bei meinen Freunden, ich sehe es bei meinen Kindern, die nun wirklich also Oper kennen, weil – die waren mit mir in Bayreuth, als Nibelungen-Zwerge da habe ich sie untergebracht.
Sonst komme ich nicht nach Bayreuth, das muss ein Familienunterneh-men sein.

Und so standen wir immer zusammen auf der Bühne.
„Papa hast du mich gesehen?“
„Schweig!“

Und die gehen nicht mehr in die Oper, weil die einfach sagen: „Papa machst du es einfach konzertant, dann kommen wir.

Oper gucken wir uns nicht mehr an!“

Warum?

Weil es nicht mehr zusammenpasst.


Kommentar

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Theater vergeuden öffentliche Finanzen. Wenn es sich auch um Gelder handelt, die in einem Budget gebunden sind, aber zweckentfremdet durch interne Umschichtungen ausgegeben werden.

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Quelle: www.bi-opernintendanz.de


 

Und ich sag immer zu Regisseuren, auch zu Intendanten:

“Wir haben verdammt nochmal auch den Auftrag, an die Menschen zu denken, die vielleicht eine Oper zum ersten Mal sehen. Und wenn ihr Rheingold auf einer Müllhalde in Chicago oder sonstwas präsentiert, die kriegen doch überhaupt nichts mit.“


Kommentar

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Theater nutzen die Unkenntnis des heutigen, vor allem jüngeren Publikums. Um durch Regie, Mätzchen, Lachsalven an völlig falschen Stellen des Textes hervorzurufen und sich selber und damit der Öffentlichkeit vorzugaukeln, die Inszenierung habe Erfolg.

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Quelle: www.bi-opernintendanz.de


 

Ich kann mich an eine Inszenierung erinnern - wieder Wotan – ich sag nicht in welcher Stadt wir waren – da kam ich dahin und fragte:
„Wo ist denn mein Kostüm?“
Da krieg ich da so Pantöffelchen, ‘ne alte Opajacke!
Ich sagte: “Bitte, was?“
„Ja, das ist Wotan“!
Also, ich sah aus wie ein Pensionär, der jetzt eben sein Kreuzworträtsel löst.
Na, ja das ist ja großartig, phänomenal, das ist ja genau der Charakter und die Musik, dieses Erhabene – genau das wird durch das Kostüm zum Ausdruck gebracht.

Und das Allerschärfste war dann Wotans Abschied, also im dritten Akt der Höhepunkt überhaupt, da sehe ich wie die Brünnhilde sich am Waschbecken die Zähne putzt. In einer Gefängniszelle. Ja, hab‘ ich gedacht, sonst noch was? Und da hört’s dann bei mir auf. Wenn ich gezwungen werde, praktisch bei einer Person, die ich darstellen soll, noch ins Lächerliche gezogen werde oder Persiflage mit mir gemacht wird, auf Kosten meiner Persönlichkeit, meiner Musikalität, meiner Ästhetik – da hörts dann bei mir auf.


 


Kommentar

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Theater verfälschen durch Überstülpen von – meist auch noch überdimensionierten - Bühnenaufbauten und stückfremden Kostümen die Werke, so dass die Produktionen dem Geist des Autors nicht mehr entsprechen.

Zitatende
Quelle: www.bi-opernintendanz.de

 

Sprecherin: Ja, was hast du für Konsequenzen gezogen.
Albert Dohmen: Ja, ich hab‘ die Vorstellung dann gemacht, aber die anderen hab‘ ich dann nicht mehr gemacht.

Sprecherin: Das können sich dann doch nicht alle leisten, kommt dann oft das Argument.

Albert Dohmen:
Das ist es!
Das System will keinen Widerstand. Du hast zu funktionieren, du hast den Mund zu halten – sonst schmeißen die dich raus.
Und wenn du natürlich als Gast bist – dann bleibt der Kühlschrank leer.
Wenn du fest im Engagement bist, hast du sowieso den Mund zu halten.

Und das führt natürlich dazu, dass diese Herren überhaupt keine Kritik mehr bekommen. Die sind nur umgeben von Ja-Sagern und wenn du auch bei Spitzenpolitikern, die nur umgeben werden von Ja-Sagern, das führt zu keinem guten Ende.

Sprecherin: Ja, und siehst du in den letzten Jahrzehnten eine Veränderung in dieser Richtung, die du gerade so deutlich, so überdeutlich beschrieben hast, diese negativen Veränderungen, war das, als du angefangen hast, war das anders?

Albert Dohmen: Also ich als ich angefangen habe, gab’s viel mehr Persönlichkeiten, Sängerpersönlichkeiten. Ich kann mich an Produktionen erinnern, wo der Sänger an die Rampe gegangen ist und zum Dirigenten gesagt hat: „Du bist ein Arsch, was dirigierst du hier für ein Scheiß!“
Da sagt der Kollege: „Wenn der so dirigiert, dass ich nicht singen kann, ja, was soll ich dann hier.“
Und da dachte ich:
Mutig, den letzten Endes hat er ja recht. Wenn er, der die Hauptpartie singt, nicht singen kann, weil der Dirigent eine andere Auffassung hat – da sind wir beim Teamwork. Für mich ist Oper ein Mannschaftssport, wo alle zusammenfinden müssen, um das beste Ergebnis rauszuholen.  

Sprecherin: Ja da könnte man einwerfen: „Hier ist keine Demokratie, hier ist kein Platz für Demokratie – einer muss das Sagen haben.“

Albert Dohmen
: Gut, OK – aber auch der Eine, der das Sagen hat, nämlich der, der das Tempo angibt, muss aber Tempi wählen, die realisierbar sind.
Du kannst nicht sagen: „So, ich mach das jetzt a la breve“ weil ich es machen will, und keiner kann’s singen. Ja, was soll so ein Schwachsinn?
Du musst dir immer klar sein, mit wem hab‘ ich’s denn zu tun. Wieder beim Sport, wie kann ich die Mannschaft zusammensetzen, damit alles am besten funktioniert.
Aber das alles interessiert nicht mehr.
Ich beklag mich nicht, ich finde es nur traurig, weil – das Pendel ist so in diese Regie, diese Visualisierung ausgeschlagen, dass die Sensibilität, was Stimme ist, völlig verloren gegangen ist. Dabei ist die Stimme doch so was Einzigartiges. Wenn ich dafür keine Sensibilität mehr habe, und auch der Stimme nicht mehr die Chance gebe, sich langfristig zu entwickeln, dann gibt es keine Stimmen mehr, die in zwanzig Jahren mit der Ruhe ihrer Erfahrung, diese großen Partien überhaupt noch singen, noch gestalten können. Dann hast du nur die Zitterpartien, zu wenig Preparation, die fühlen sich alle überfordert, die sind alle im Höchstlei-stungsblutdruck und die Preise, die sie dafür zahlen, sind zu hoch.

Und ich muss sagen, ich habe im letzten Jahr mehrere Kollegen verloren – viel zu jung, viel zu jung verloren. Da wird man sehr nachdenklich und ich denke – es klingt jetzt sehr altmodisch, das aber ist die Schiene – wenn wir nicht wieder dahin kommen, dass wir mehr Respekt vor dem Sänger haben, dann kriegt die Oper eine Tendenz, die sie schon jetzt hat, die nicht den Kernbereich der Oper mehr trifft.
Und wenn wir nicht mehr den Kernbereich der Oper, nämlich die menschliche Stimme mit Respekt, wenn wir dafür keine Sensibilität mehr dafür entwickeln – und dazu gehört ‘la voce teatrale‘ – was kann ich als Bühnenbildner machen, dass die Stimme in einem Raum so klingen kann, dass der Sänger es schafft mit seinen zwei Stimmbändern über den Graben zu kommen – und bei Wagner sind da hundert, hundertzwanzig Orchestermitglieder - in einem Haus, in dem 3000 Leute drin sind.

Und da hab ich z.B. die Erfahrung gemacht – mit großen Regisseuren – dann komm ich da auf die Bühne ‘Walküre‘ – die Bühne ist leer und offen – da hab‘ ich gesagt:
„Seid ihr wahnsinnig?“
„Ja, du hast aber doch eine große Stimme!“
„Darum geht’s aber doch nicht.“
Es geht doch darum, der Sänger muss sich wohlfühlen, aber das interessiert doch keinen mehr
Da kommt dann: „Aber es sieht doch toll aus!“
„Ja, es sieht toll aus. Aber ich hör nichts!“
Da haben wir es wieder und es bleibt dabei: „Respekt vor dem Sänger!“


Kommentar
Zitat

Theater werden in selbstzerstörerischer Form der Verpflichtung zur Vermittlung von Werten nicht gerecht.

Zitatende
Quelle:
www.bi-opernintendanz.de

 

Albert Dohmen:
Letzter Satz:
Ich habe von Freunden den Briefwechsel bekommen - von Richard Strauss zu Karl Böhm.
Unglaublich interessant.
Und in diesem Briefwechsel schlägt der Richard Strauss dem Böhm vor, wie für ihn eine Theaterreform auszusehen hätte. Was an der Oper gemacht würde. Und das Tollste, was Richard Strauss, der ja keine Ahnung von Sängern und von Oper hatte, er hatte überhaupt keine Ahnung, da sagte der: “Es gehört in jedes Opernhaus ein Gremium, wo auch Opernsänger drinsitzen, die entscheiden, ob ein Bühnenbild, ob eine Besetzung, ob eine Neuproduktion funktionieren kann – oder nicht.“

Sprecherin: Oh, das kann ja als Anregung auch für heute dienen.
Albert Dohmen: Und das finde ich ist absolut notwendig, dass für jede Neuproduktion oder was auch immer - nicht nur der Dramaturg, der Dirigent, der Intendant beteiligt sind, sondern einer, der was von Stimme versteht – nämlich ein Sänger. Und dann hätten wir – ich will es jetzt nicht übertreiben – aber dann hätten wir völlig andere Produktionen, die Sängern gerecht wird.
Und der Punkt ist doch der: Je besser sich ein Sänger fühlt, je besser er unterstützt wird, von der Bühne, vom Kostüm, vom Orchester, vom Dirigenten – desto besser singt er!

Sprecherin: Ja, desto besser ist das Gesamtergebnis!
Albert Dohmen: So ist es! Das Publikum hat ein Erlebnis, das es eben sonst nicht hat.
Und letztendlich: Wir machen es doch fürs Publikum und es ist auch respektlos dem Publikum gegenüber.
 


Kommentar


Zitat

Opernregisseure sind, neben den Boulevardjournalisten, die einzigen,
die noch etwas Einmaliges, Schockierendes, Skandalträchtiges abliefern und sich dabei immer wieder selbst übertreffen müssen: Ich provoziere, also bin ich. Dabei sind die Stücke, die sie in Szene setzen, in aller Regel bereits längst vorhanden und manchmal Jahrhunderte alt. Und natürlich sakrosankt: Eine Partitur ist ein strenger Diktator. Weshalb angehende junge Opernregisseure fieberhaft auf der Suche nach neuen Geschmacksverstärkern aus der nichtopernfähigen Anderswelt sind – sei es nun ein verkabeltes Meerschweinchen, sei es ein Rudel nackter, schwangerer Statistinnen. Dazu kommt, dass sie es mit einer flüchtigen Kunstform zu tun haben. Fällt der Vorhang, schweigt die Musik, ist auch der Ruhm des Regisseurs bald dahin.

Zitatende
Quelle: https://www.nzz.ch/feuilleton/romeo-castellucci-ich-provoziere-also-bin-ich-ld.1421718

 

 


 

Die Quintessenz

Ja, das Regisseurstheater ist grundsätzlich ein Irrläufer!

Neuenfels fing 1980 mit dem ‘Gemurkse‘ - d.h. dem Verfälschen der Werke - an. Fast alle Häuser folgten. Haarsträubende Inszenierungen wurde dargeboten. Manche verschwanden als szenische Darstellung ganz schnell in der Versenkung.
Beispiel die Götterdämmerung in Frankfurt oder der Tannhäuser in der geplanten szenischen Form in Düsseldorf.
Manche hätten auch das Bühnenlicht besser nicht weiter nach der ersten Aufführung gesehen, wenn sie denn von der Kritik abgetan wurden mit den Worten wie kürzlich:


Es wurde auch geschnarcht“ – Nikolai Rimski-Korsakows ‘Märchen vom Zaren Saltan‘ in Hannover
und
Nein, diese Inszenierung ist – mit Verlaub gesagt – eine Zumutung


https://www.nmz.de/kritik/oper-konzert/es-wurde-auch-geschnarcht-nikolai-rimski-korsakows-maerchen-vom-zaren-saltan


Es ist zu hoffen, dass die aufkommende Finanzkrise die Theater dazu zwingt die Stücke so zu spielen, wie die Autoren sich das gedacht haben. Dies gilt besonders für Werke mit sozialkritischem Hintergrund oder auf historischer Basis.

Dann auch werden die Theater wieder höhere Auslastungszahlen bei Oper, Operette vorweisen können.
Denn nur so werden sie dem Anspruch der Vermittlung von Bildung zu Lasten der Steuerzahler gerecht.

Leider sind die Medien nur in geringem Maße mit fachlich qualifizierten ‘kritischen Kritikern‘ bestückt, denn sie müssen ja an die Anzeigengeber denken und die könnten ja die Redaktion fragen:
„Haben Sie keinen konzilianteren Berichterstatter. Wir müssten uns sonst bei der Vergabe von Anzeigenaufträgen überlegen, ob wir nicht besser woanders hingehen, wo man sich weniger ‘deutlich‘ äußert.“

 



 

 

„Wann tritt denn endlich der Tranquillo auf?“
 

Regieassistenten, Souffleuse und Korrepetitor werfen sich vielsagende Blicke zu. Aha, wieder ein Regisseur, der keine Noten lesen kann, keinen Klavierauszug zu lesen versteht, geschweige denn eine Partitur. Und dessen Italienischkenntnisse mit „Ciao“ und „Latte Macchiato“ bereits erschöpft sind.

Die Bezeichnung „Spielleiter“ ist leider aus der Mode gekommen, sie hat im sogenannten „Abendspielleiter“ überlebt, der nach der Abreise eines Regisseurs oft versucht zu retten, was zu retten ist.

Episoden wie jene mit dem „Tranquillo“ tragen sich an deutschen Theatern tagtäglich zu. Ein paar Beispiele: Die Vorbereitungen für das Programmbuch der neuen Spielzeit sind abgeschlossen, der Intendant nimmt die Redaktion von letzter Hand vor.

Und so tanzt in Strindbergs Fräulein Julie in der Mittsommernacht auf der Tenne nicht das „Gesinde“, sondern das „Gesindel“.

Aus der „Küsterin“ in Janaceks Jenufa wird hopplahopp eine „Künstlerin“.

Landauf, landab wird auf den deutschen Bühnen ein Stück von Moliere gegeben, das er nie geschrieben hat: Der eingebildete Kranke. Da beißt die Maus keinen Faden ab: Die Komödie heißt Der eingebildet Kranke, in der es mitnichten um einen blasierten, selbstgefälligen oder arroganten Zeitgenossen geht, sondern schlicht um einen Hypochonder.

Bald kein Theater mehr, das nicht Kleists „Zerbrochenen Krug“ im Repertoire hätte. Einschließlich des Variants nannte Kleist seine Komödie stets Der zerbrochne Krug. Ohne e.

Hohe Wellen – ich muss es hier nicht betonen – schlug 2022 Katharina Wagners Postulat, Lohengrin von einem „Führer“ in einen „Schützer“ zu verwandeln. Die amtlichen Stellen für das Fahrerlaubniswesen sind bis dato Gottlob noch nicht dazu übergangen „Schützerscheine“ auszustellen. Es versteht sich von selbst, die Aufgaben eines Schützers divergieren erheblich von denen eines Führers – so negativ der Begriff auch konnotiert sein mag.

Ein Regisseur – vom Schauspiel kommend – will das Musical Sweeny Todd inszenieren und ist heillos überfordert, Ensemble und Chor zu leiten. Was macht er? Er inszeniert ungeniert nach einem YouTube-Video, das er am Laptop auf seinem Regiepult ständig vor- und zurückspult.

Schlampigkeiten, Nachlässigkeiten, Kleinigkeiten – ach, es ist ja bloß Theater.

Gewiss: Inkompetenz findet sich in allen staatlich und städtisch subventionierten Einrichtungen. Nur: Hier ist der öffentliche Aufschrei groß, wird derartiges publik. Pfusch auf den Bühnen wird schweigend und mit einem Achselzucken hingenommen.

Die FAZ kommentierte im November 2009:

„Katharina Thalbach inszeniert Rossinis Il barbiere di Siviglia. Das wird ein Spaß! In der Monatsschrift der Deutschen Oper Berlin erklärt sie uns, warum. Sie kennt das Stück nicht („etwas total Neues“), freut sich aber riesig, es bei den Proben kennen zu lernen. Sie kann keine Partitur lesen („versuche natürlich, über den Dirigenten etwas herauszubekommen“), sie kann kein Italienisch („hoffe aber, dass ich genug Leute um mich habe, die des Italienischen sehr mächtig sind, dass wir vielleicht damit doch noch ein bisschen herumspielen können“), … noch hat sie überhaupt irgendeine Ahnung („ich scheue mich, allzu viel vorher zu wissen“).
Frage: Würden Sie zu einem Friseur gehen, der sich total auf Ihren Kopf freut, aber weder Kamm noch Schere kennt und hofft, dass genug Leute im Laden herumstehen, die ihm sagen, wie Haareschneiden geht? Premiere ist am 29. November, wir schicken natürlich wieder unseren blinden Kritikerkollegen hin, der etwas schwerhörig ist und nicht schreiben kann.“

Ein Opernbesuch ist in der Regel mit einer Erwartungshaltung verbunden.

Wird sie erfüllt? Übererfüllt? Oder unterlaufen?

Reden wir von „Regietheater“, wenn eine Inszenierung unsere Erwartungshaltung nicht erfüllt?

Jedes Theater, jede Operninszenierung ist immer Regietheater. Das wurde bereits im letzten Jahr beim Symposium in Bayreuth konstatiert.

Es wurde ja schon der Versuch unternommen, den Begriff „Regisseurs-Theater“ einzuführen.

Es gibt gutes Regietheater und schlechtes. So einfach ist das. Und so kompliziert.

Neue Sichtweisen, neue Deutungen, neue Ästhetik, selbst abwegige oder gar verstiegene Konzepte können erhellende und rundum glückliche Opernabende bescheren. Ja bitte! Her damit!

Oper ist die künstlichste aller Welten. Wir verlassen die Realität, die uns umgebende Wirklichkeit spielt hier keine Rolle, ist kein Kriterium. Wir treten in eine neue „Umwelt“.

Wenn wir einkaufen gehen, kostümieren wir uns nicht. Eine Bestellung im Kaffeehaus wird wohl in den seltensten Fällen als gesungenes Duett mit dem Kellner von statten gehen.

Bei der Fahrt ins Büro begleitet uns kein Orchester.

Wir begegnen keinem Göttervater Wotan beim Flanieren durch die Stadt und wir füttern keine in Schwäne verwandelten Kinder.

Eine Inszenierung ist immer eine Übersetzung. Zumal bei Wagner, der meilenweit entfernt von jeglichem Verismo ist, gerade bei Wagner, wo das Irreale, Übernatürliche, Transzendente immer, mal mehr, mal weniger, handlungsbestimmendes Moment ist. 

Im antiken Ägypten und im schottischen Hochland sprach und spricht man kein Italienisch, in Island, Cornwall und im norwegischen Sandwike ist Deutsch nicht die Amtssprache.

Wir wissen hienieden nur unvollkommen, wie sich Rheintöchter oder Walküren für gewöhnlich gewanden. Bilder aus dem Historismus zu reproduzieren, wird 2023 schwerlich überzeugen, es sei denn, im Rekurs auf „damals“, als Zitat.

Der Versuch der Rekonstruktion der Uraufführung der Oper Carmen in Rouen diesen Sommer – ganz nett. Ein Publikumserfolg gewiss, aber in toto unbefriedigend.

Theater darf alles! Theater darf sich über irgendwann einmal eingeführte Konventionen hinwegsetzen! Theater darf sich mit Werken immer wieder neu auseinandersetzen, soll es sogar, muss es.
Aber: Muss jeder daher auch Theater machen? Jeder Dahergelaufene – sprich: Unausgebildete, Unbedarfte?

Ein guter Regisseur weiß um die Rezeptionsgeschichte des Werks, das ihm anvertraut wird. Misstrauen ist gut, aber den Argwohn gegenüber einer Oper zum Inszenierungs-Konzept zu erheben, wird weder Werk noch Publikum gerecht.

Ich möchte wissen, warum, was auf der Bühne passiert. Ich möchte die Chiffren dekodieren können, die mir präsentiert werden. Ich möchte – von mir aus auch gerne assoziativ und in einem längeren Prozess – verstehen, begreifen, nachvollziehen können, warum ein Werk so und nicht anders gedeutet oder umgedeutet wird. Ich bin es leid, herbeifantasierte und an den Haaren herbeigezogene Erklärungen für das Anything-Goes so manchen Opernabends hören und lesen zu müssen. Es gibt gute Regisseure und schlechte.

Und jedes Ding hat drei Seiten: Eine positive, eine negative und eine komische, um es mit Karl Valentin zu sagen.

Manon Lescaut, vierter Akt. Des Grieux und Manon robben nicht durch „eine unermessliche Ebene an der fernsten Grenze von New Orleans, nein, sie verdursten in einer Kneipe, in der keine Handbreit von ihnen entfernt zig Flaschen an Spirituosen, Saft und Tonicwater hinter dem Tresen aufgereiht stehen.

„Schelm halt fest!“ Das Duett Agathe/Ännchen im Freischütz wird mittels Video bebildert. Man ahnt es: zur Stelle „Grillen sind mir böse Gäste“ flimmern Aufnahmen von Insekten über die Bühne. Weiß es der Regisseur nicht besser oder will er uns mit dieser Plumpheit ganz bewusst narren?

Man spielt Verdis Maskenball in der Stockholm-Fassung, die Übertitelungs-Anlage spuckt brav und beharrlich den Text der Boston-Version aus. Merkt ja eh keine Sau!

Betriebsunfälle, Regietheater-Banalitäten, Einheitsräume, die alles und nichts bedeuten können, Kostüme wie aus der Altkleidersammlung, unfreiwillige Lachnummern, Gebrabbel in Mikros. Warum gerät Musiktheater – zum Glück nicht immer – aber so oft so ärgerlich?

Gestatten Sie mir einen Vergleich zum Schauspiel, zur ungleichen Schwester des Musiktheaters. Ein etwas längerer Exkurs, der leider nötig ist, um einiges an heutiger Musiktheater-Regie zu verstehen. Zu verstehen, nicht gutzuheißen!

Zunächst ein Blick in die aktuellen Spielpläne des Herbsts 2023 einiger ausgewählter Theater:

Die Münchner Kammerspiele geben: Playtime, Xáta – Zuhause (mit Russen und Ukrainern), Fünf bis sechs Semmeln und eine kalte Wurst, Green Corridors, Im Menschen muss alles herrlich sein, The Voice of Fingers, The Fe.Maile Trail, Richard Drei (Überschreibung von Katja Brunner), Like Lovers do (Memoiren der Medusa) und ein Symposium über den Umgang mit Klassikern unter dem Titel „Giftiges Erbe – Brauchen wir einen Kanon?“. Seit 2021 im Repertoire Heldenplatz nach Thomas Bernhard – in einer Fassung mit neuen Texten von Falk Richter.

Hamburg, Kammerspiele: Alice – Spiel um dein Leben, Kitzeleien – Der Tanz der Wut, How to Date a Feminist

Gorki Theater Berlin: Anna Karenina oder Arme Leute, Alles wird schön sein, Der Russe ist einer, der Birken liebt, Mephistoland, Mother tongue

Schauspiel Köln: Tini und der magische Phantafabulieromat, Im Anfang war der Zaun, Eine performative Kartografie gegenwärtiger Mauern von what about: fuego, Yazdgerds Tod, Eigentum, Kim Jiyoung, geboren 1982, Erstmal für immer von und mit der Oldschool und (un-)verheirate-ten Gästen, Ein von Schatten begrenzter Raum

Schauspiel Stuttgart: Life can be so nice, Black Box, Phantomtheater für 1 Person, Generation.Konflikt Männerabend, Kammer of Love, Zeit wie im Fieber

Schauspiel Frankfurt: Unheim, Alles ist groß, Life Is But A Dream, Mein Lieblingstier heißt Winter (kein Kinderstück!)

Schauspiel Chemnitz: Weinprobe für Anfänger, Naturgewalten, Superbusen, Der zerbrochene Krug, natürlich mit e, Tausend Sonnen

Burgtheater Wien: zugegeben, neben einigen Klassikern – Solastalgia, Liebe Grüße … oder wohin das Leben fällt, Die Nebenwirkungen, Phädra in Flammen, Abgefuckt, Hildensaga, ein Königinnendrama, Muttertier

Schauspiel Basel: Kranke Hunde, Die Ilias, Espresso Macchiato

Ur- oder Erstaufführung, Projekte, Überschreibungen, Dramatisierungen von Prosatexten, Filmscripts – das können tolle und packende Stücke sein, mit hervorragenden Ensembles und engagiert auf die Bühne gebracht. Aber in der überwiegenden Mehrheit Titel, die mit keinerlei Erwartungshaltung verbunden sind, da Autor, Inhalt und Text den Zuschauern nicht bekannt sind. Man kauft die Katze im Sack. Stehen dagegen Shakespeare, Schiller, Horvath oder Brecht (der ab 2027 gemeinfrei sein wird) auf dem Spielplan, dann kann man sich darauf verlassen, wir bekommen „Postdramatische Theater“ serviert

Ein Begriff, der 1999 erstmals ein Phänomen benennt, der den großen Bruch kenntlich macht, der aus dem Misstrauen in die Sprache rührt. Die Folge: Die Schauspieler glauben nicht mehr, was ihre Figur sagt – das Ende psychologischer Einfühlung. Bloß nicht in die Rolle schlüpfen! Authentisch und immer man selbst bleiben! Man möchte Figuren gar nicht mehr verstehen, sondern dekonstruieren. Einer der wichtigsten Vertreter des postdramatischen Theaters ist Frank Castorf. Er macht ein Theater der Montage, mit Sprachzersetzung und Sinn-Entzug.

Problematisch bleibt, dass dieses Misstrauen in die Figuren, in die Psychologie, oft zu langweiligen Besserwisser-Abenden führt, in denen sich der Regisseur über den Autor stellt. Ohne Figuren, ohne Charakterzeichnung fehlt jeglicher Konflikt, der den Abend antreiben könnte. Das macht Postdramatisches Theater verkopft und diskurslastig. Belanglos, langweilig. In letzter Konsequenz: man traut auch nicht mehr dem Text eines dritten, eines fremden Autors, man wählt eigene Worte. Warum der Abend dennoch Torquato Tasso heißt, warum dennoch Goethe als Autor genannt wird? Ja, wüsste man’s!

Damit geht Hand in Hand eine woke Haltung, der modernistische Hang zum Identitären und Moralischen, der zumindest in der jungen, neuen Linken längst den Ton angibt und weite gesellschaftliche Bereiche unter strengste Gesinnungsdisziplin stellt. Um die Rolle einer Prostituierten zu besetzen, solle erst bei Sexarbeiterinnen nachgefragt werden, ob da jemand die Partie übernehmen wolle. Ein Bio-Deutscher darf keinesfalls einen türkischen Taxifahrer verkörpern. Und von hier ist es nicht mehr weit zum Themenkomplex Postkolonialismus. Es wird gefordert, Schillers Don Karlos zu indizieren. Faust II? Unspielbar, denn: Die Machtstrukturen des Kolonialismus sind noch heute am Werk. Länder des globalen Südens hinken der Entwicklung europäischer Länder hinterher. Sie sind immer noch in Abhängigkeit von den ehemaligen Besetzern und können sich nicht richtig und unabhängig entwickeln. Postuliert und umgesetzt wird ein „Interkulturelles Theater“, in dem Dantons Tod, Maria Stuart oder Kleists Zerbrochner Krug postkolonialistisch gelesen, sprich inszeniert werden. Was nicht passt, wird passend gemacht.

Neue Stücke zum Themenkomplex gibt es zuhauf. Die meisten bleiben in der Versuchsphase stecken und bringen es über ihre Uraufführung nicht hinaus. Wohl lassen sich Beispiele für geglückte Produktionen finden. Aber man muss sie mit der Lupe suchen. Wolfram Lotz' Lächerliche Finsternis und einige Textflächen von Elfriede Jellinek mögen als Beispiele hierfür genügen.

Klassiker? Och nö! Ich zitiere eine junge Theaterbesucherin, die nach der Premiere von Richard III. am Münchner Residenztheater konstatierte: „Ich hab‘ jetzt erst einmal vom Theater die Schnauze voll. Warum muss ich mich drei Stunden lang von einem nackten Mann anbrüllen lassen?“

Nicht selten sind auch die Fälle, in denen laut und offen kommuniziert wird, man wolle einen Dramatiker, sein Stück und seine Sprache demolieren, weil: bourgeoises Theater ist halt rechts, das ganze Drumherum, man müsse es den Leuten austreiben.

Dazu nun im Vergleich die aktuellen Opernspielpläne des gleichen Zeitraums:

Staatsoper Wien: L´elisir d´amore, Otello, Le nozze di Figaro, Manon Lescaut, Le grand Macabre, Zauberflöte, La Bohème, Don Pasquale

Deutsche Oper am Rhein: Orpheus in der Unterwelt, Madama Butterfly, Zauberflöte, Parsifal, Turandot

Deutsche Oper Berlin: Zauberflöte, Der fliegende Holländer, Tannhäuser, Meistersinger, Lohengrin, Rigoletto

Opernhaus Zürich: Götterdämmerung, Macbeth

Staatsoper Hamburg: Turandot, Salome, Tosca, Don Carlo, Fidelio, Rigoletto

Staatsoper München: Otello, Figaro, Barbier, Wozzeck, Macbeth, Zauberflöte, Fledermaus

Oper Stuttgart: Falstaff, Die Frau ohne Schatten, Liebestrank, Carmen, Jenufa

Im Gegensatz zum Schauspiel sehr viele Klassiker, bekanntes Repertoire, die Chart-Hits des Musiktheaters. Hier ist klar: Es gibt beim Rezipienten eine Erwartungshaltung. Man hat zumindest eine Ahnung, eine Vorstellung davon, was in Otello, Tannhäuser, Tosca oder Salome passiert, kennt die Musik und hat den Vergleich mit verschiedenen Inszenierungen.

Warum wird die barocke Oper immer beliebter? Bei Machern und bei Publikum? Hier ist eine Analogie zu den überproportional gesetzten Ur- und Erstaufführungen und Versuchsanordnungen im Schauspiel zu ziehen: Wir haben es mit einem weitgehend unbekannten Repertoire zu tun, mit Archiv-Ausgrabungen, die von keiner Erwartungshaltung beleckt sind und die selbst verstiegene, schräge und abstruseste Interpretationen schadlos überstehen. Das nur als Randnotiz!

Wenn nun der Opern-Kanon von Mozart bis Berg „postdramatisch“ interpretiert wird, kommt es in den meisten Fällen zum Clash. Auch wenn es sich um Literaturopern handelt – und bei Wagner tut es das immer – das Musiktheater folgt anderen Gesetzmäßigkeiten als das Sprechtheater.

Warum drängen Schauspielregisseure wie Ersan Mondtag et alii in die Oper? Während man im Schauspiel das Tempo einer Inszenierung selbst bestimmen kann, ist das bei einer Oper quasi vorgegeben. Das sollte doch eher ein Argument sein, von der Oper die Finger zu lassen. Ist die Oper reichweitenstärker?
Die artifiziellere Gattung Oper erlaube eine größere künstlerische Eigenständigkeit der Regie, so die landläufige Meinung.
Schauspiel-Leiter sind immer auch Lehrer; ein Opernregisseur müsse immer auch Verführer sein, die Oper als Medium sei eben „erotischer“. Ich hingegen glaube, es sind die höheren Gagen, die im Musiktheater winken.

Murphy’s Law: was schiefgehen kann, geht schief.
Hierzu
Gerhard Stadelmaiers Kommentar in der FAZ zum Skandal-Tannhäuser in Düsseldorf. Ich zitiere:

Zumal Kosminski, normalerweise ein braver, durchschnittlich einfallssüchtiger Schauspielchef in Mannheim, offenbar mit Wagners Musik so wenig anzufangen wusste, dass er sie auf offener Szene anhielt, um seinen KZ-Galimathias abzuziehen. Dass ein Schauspielregisseur auch mal Oper machen will und, da er von Musik keine Ahnung hat, wochenlang darüber brütet, womit er Aufsehen oder Skandal erregen könnte, und dabei, egal ob bei „Palestrina“ oder „La Traviata“, sofort auf die guten alten Nazis verfällt (nackte SS-Männer in Springerstiefeln mit Äxten machen sich besonders gut!), ist normal. Dass aber ein Intendant eine Oper in seinem Hause herausbringen lässt, in der es um Erlösung, um Schuld, um Sünde und Vergebung, um irdische und himmlische Liebe, kurz um einen Mann zwischen zwei Frauen, zwischen Venus und Elisabeth, zwischen Sex und Blümchen geht, der am Ende vom Papst in Rom eins auf die Büßermütze kriegt – und dass der Intendant sehenden Auges einen Einfallspinsel [sic!] wie Kosminski den Abendstern zum Abendquatsch degradieren lässt, darin liegt der eigentliche Skandal. … Wieso … hat Meyer nicht frühestens bei der ersten Konzeptionsbesprechung, spätestens aber beim ersten Durchlauf gesagt: „Kosminski, Sie haben wohl ein Rad ab“ (wahlweise: „eine Schraube locker“), und das Ding gar nicht erst auf die Bretter gelassen? Professionelle Déformation als Feigheit vor der Regie-Rübe, durch die so was rauscht? Mehr Mut, ihr Intendanten! Aber bitte gleich, nicht erst nachher. Zitat Ende.

Postdramatik und Musiktheater – kann das gutgehen? Nicht bei Herrn Kosminski.

Werfen wir also einen Blick auf die aktuellen Regie-Schulen, die Regie-Typen, die das aktuelle Operngeschehen dominieren und prägen. Mal überzeugend, mal mehr, mal weniger gut.

Da haben wir an der Spitze der Pyramide die Regie-Fabriken: Internationale Stars wie Bob Wilson, der immerhin die Stücke Stücke sein ließ.

Dmitri Tschernjakow – er verengt die Handlung stets auf eigene Stories, die er dem Stoff gewaltsam überstülpt. Der Holländer in Bayreuth wird reduziert auf ein eindimensionales Rachedrama, das in keiner Weise dem Stück immanent ist. Sentas Emanzipation beschränkt sich darauf, dass die freche Göre Zigaretten pafft.

Sein Freischütz in München ist die Versuchsanordnung eines Industriemagnaten und spielt auf dem Flur eines Hotels. Für Agathe wurde wohl versehentlich keine Suite reserviert, sie muss sich auf dem Hotelkorridor in ihr Hochzeitskleid helfen lassen, einem Etagenkellner obliegt es, die Partie des Eremiten zu singen. Warum?
Egal!

Krzysztof Warlikowsky – jede seine Operninszenierungen wird zu einem Filmseminar. Wem der Kanon des ArtHouse vom Stummfilm bis heute nicht präsent ist, steht auf verlorenem Posten. Brokeback Mountain dient als Folie für Eugen Onegin. Strauss‘ Salome: Juden, die im Warschauer Ghetto zum Zeitvertreib Wildes „Salome“ spielen. Jochanaan samt Kopf sitzt zum Finale rauchend in der Ecke. Erläuterungen? Das Programmheft ergeht sich in Analysen zu Filmen über Sex und Nazis.

Kyrill Sebrennikow – jede Inszenierung wird hingebogen zu einem Diskurs über Klima, Diversität, über die Verwerfungen unserer – nein seiner – unmittelbaren und sicher nicht einfachen Gegenwart.

Romeo Castellucci – der mit dem Münchner „Venusberg“, der einen Fleischberg auf die Bühne stellte, aus dem massig Frau Venus ragt. „Der zurzeit meistumschwärmte Zampano musikferner Opernregie, er gilt als Alleinherrscher über alle ungelösten Bilderrätsel.“ Zitat Eleonore Büning in der Tageszeitung. Er schafft berückende und bedrückende Bilder. Die Dramaturgen versagen uns jedoch meist ein Glossar zu seinen psychologisch immer plausiblen Symbolen und seiner begründeten Bebilderung einer Opernhandlung. Castellucci überzeugt durch intellektuelle und psychologische Schärfe. Otto-Normal-Operngänger lässt er jedoch meist ratlos zurück. Seine Salzburger Salome gilt zurecht als Meilenstein.
Vielleicht hat jemand aus dem Auditorium noch seine Brüsseler Zauberflöte in Erinnerung: Ein faszinierendes Kunststück, das nicht einmal mehr den Versuch unternimmt, den verqueren Schikaneder-Text auch nur im Ansatz umzusetzen. Im ersten Teil sehen wir eine aufwändige Choreografie, die Bühne samt agierender Personen in opulenten Rokokokostümen ist ein sich ständig bewegender Rohrschachtest in strenger Achsensymmetrie in blendendem Weiß. Im zweiten Teil sind Sänger und Chor in Uniformen und T-Shirts mit einer Schar körperlich und geistig Behinderter damit beschäftig, die „sieben Werke der Barmherzigkeit“ darzustellen, Care-Pakete zu schnüren und für den Versand vorzubereiten, die „Dürstenden zu tränken“ – mit Muttermilch. Bei dieser Tätigkeit singen Solisten und Chor Arien und Ensembles der Zauberflöte zu Ende, quasi wie nebenbei und zum Zeitvertreib.
Das Humanitätsideal, das die Oper postuliert, steht aber förmlich greifbar auf der Bühne. Überwältigend, auch wenn die Oper selbst „nur“ Soundtrack zu einem Castellucci-Plot ist. Postdramatische Oper in Reinform. Das nur als eines der wenigen überzeugenden Beispiele.

Calixto Bieito – expressiv-gewalttätige, bewusst sexualisierte Inszenierungen, inzwischen Selbstreferenz in Dauerschleife, dürfte seinen Zenit überschritten haben.

Thorleifur Örn Arnarsson – mal sehen, wie er den Tristan deutet. Warum nur fragt man sich bei seinem Parsifal in Hannover, was interessiert den Regisseur gerade an diesem Stück Musiktheater?
Warum kann er mit dem Stoff so gar nichts anfangen?

Allesamt Regisseure mit einem angestellten und teils ehrenamtlichen Stab an Mitarbeitern, die Konzepte im Team ausarbeiten und Inszenierungen von einmal mehr, einmal von minder hohem Schauwert ausarbeiten.
Intendanten macht die Anwesenheit dieser Super-Regisseure nervös, Ensembles, Mitarbeiter und technischer Stab werden eingeschworen, nur alles zu tun, was man ihnen abverlangt.

Gott ist herniedergestiegen in Gestalt dieses Genies: Was er euch sagt, das tut (Johannes 2, Vers 5). In den Verträgen immer der Passus:
Der Regisseur ist weisungsbefugt und setzt allein die künstlerischen Schwerpunkte.

Inwieweit Agenturen bei deren Engagements eine gewichtige Rolle spielen, sollte dringend einmal näher untersucht, beleuchtet oder zumindest thematisiert werden. Ist es tatsächlich so, dass eine Starsopranistin, ein Welt-Tenor, ein international gefragter Bass oder ein Pult-Star nur dann verpflichtet werden, wenn das Opernhaus auch diesen oder jenen Regisseur im Paket akzeptiert?

Ähnliches bei der Riege der Regisseure eins drunter: Barrie Kosky, Christoph Marthaler, Lydia Steier et cetera.

Herheim, Homoki, Lotte de Beer, demnächst Tobias Kratzer in Hamburg, sie hindert das Amt der Intendanz daran, landauf, landab und in Permanenz zu inszenieren.
Denn es ist erstaunlich: Um eine Oper, ein Musikdrama zu ergründen, komplett zu durchdringen, braucht es vor allem eins: Zeit. Und Muße. Wie kann man die finden, wenn man im Zwei-Monats-Rhythmus eine Premiere zu stemmen hat?

Aber – und jetzt komme ich zum Kern meiner Aussagen: Der Begriff „Regietheater“ ist ein Hendiadyoin, eine Tautologie. Ich sagte es eingangs. Wer über das Regietheater schimpft, meint damit das, was man andernorts „Eurotrash“ nennt. Beispiele dafür habe ich zur Genüge aufgezählt. Ich nehme Regisseure wie Achim Freyer, Christoph Loy und auch Bilderstürmer wie Peter Konwitschny, Hans Neuenfels und Tobias Kratzer ausdrücklich aus. Sie inszenieren mit Grips und nach ausführlicher Werkanalyse.
Ich will das Schlagwort „Werktreue“ meiden. Wie seine Oper klingt und wie sie auf der Bühne lebendig wird, liegt nicht im Verantwortungsbereich des Komponisten. Auch nicht seines Librettisten. Werktreue gehört ins Museum. Wo Skulpturen und Gemälde so konserviert und präsentiert werden wie sie von ihren Schöpfern gedacht und kreiert wurden. 

Tobias Kratzer zum Beispiel liest den Text mit Akribie. Auch den Subtext eines Werks. Und: Er hört stets die Musik. Er überrascht mit szenischem Witz. Ich habe mir die Mühe gemacht, nein, ich habe mir das Vergnügen geleistet, seinen stürmisch umjubelten Bayreuther Tannhäuser auf YouTube erneut anzusehen. Da stimmt alles, Timing, Blicke, Gesten, Konzeption. Er inszeniert das Stück und seine Musik.

Konwitschnys Dortmunder Ring? Bisher „krawallfrei, mit feinem Humor, die höchste Schule der Regie!“, urteilt die Kritik. Auch bei ihm gilt: Er inszeniert das Werk – Musik, Text und seine Rezeptionsgeschichte. Habent sua fata libelli.

Was mich aber empört: Epigonen und Plagiatoren. Leute, die sich hinstellen und – das macht man jetzt halt so – irgendwelche modernistischen Sachen zusammenschustern, um nur ja nicht als altfränkisch, konservativ oder out apostrophiert zu werden. Und mich langweilen Regisseure, die die Musik als störend empfinden, weil sie „ihrem“ Handlungsstrang entgegensteht. Regisseure, die Einlagen, Pantomimen, Pausen, Zusatz-Texte oder Rap-Nummern bringen, um das Ganze wieder auf Regie-Linie zu bringen.

Jochen Biganzolis Meistersinger in Leipzig sind hier zu nennen, ein Mann, den ich ansonsten schätze, aber warum Hans Sachs in eine Hakenkreuzfahne gewickelt werden muss, warum über die Musik hinweg DDR-Parolen skandiert werden müssen – ich weiß es nicht. Die Festwiese als Reichsparteitag? Gähn! Kann mir mal bitte jemand erklären, warum Regisseure Hakenkreuzfahnen und SS-Uniformen so faszinierend finden? Wen sollen NS-Requisiten heutzutage bitteschön noch schockieren?

Womit wir zum Feuilleton kommen, das bereitwillig jeden Schwachsinn zum Ereignis hochstilisiert. Oft schreiben Redakteure, die schlichtweg keine Ahnung haben. Die Süddeutsche Zeitung meinte 2008 nach einer missglückten Maskenball-Inszenierung in Augsburg, der Regisseur habe das Publikum überfordert, wie könne man auch nur auf die Idee kommen, die Partie des Oskar mit einer Frau zu besetzen. Ein Redakteur des Bayerischen Rundfunks bringt eine Kritik über die Komödie Lysistrata von Aristophánes. Der Leiter der Redaktion „Klassik aktuell“ beim gleichen Sender verwechselt in seiner Parsifal-Kritik Amfortas und Gurnemanz.

No press is bad press!

Auch hier gilt: Reichweite durch Polarisierung. Hinzu kommt, dass es sich viele Organe mit den Theatern nicht verscherzen wollen. Schließlich lebt man auch von deren Anzeigen. Dann: Die Rezension aus der Edelfeder muss an Kunst das Gesehene und Gehörte übertreffen. Kritiker – ich nehme den Merker ausdrücklich aus! – wollen selbst mit Brillanz, hübsch gedrechselten Worten und einem Zuschaustellen von Wissen glänzen. Da wird ein Proseminar über vermeintliche Ideen des Regisseurs gehalten, am Schluss noch ein Wort zu zwei, drei Sängern und zum Dirigenten – aus.

Ausbildungsstätten: Wer erhält eine Professur? Wer erhält warum und von wem einen Ruf als Professor für szenischen Unterricht? Es unterrichten teils Leute, die selbst nie auf einer Bühne gestanden sind. Eine Analogie zur bildenden Kunst sei hier erlaubt: Warum holt die Hamburger Hochschule für Bildende Künste die indonesischen Künstler der Ruangrupa, die mit fragwürdiger und antisemitischer Kunst die documenta 2023 in Misskredit brachten, als Gastprofessoren ans Haus? Aktuell: Die Hochschule musste sich erst dazu durchringen, sich von den beiden Professoren zu distanzieren, nachdem diese auf Instagram der Hamas applaudiert hatten. Warum muss der Steuerzahler Leute finanzieren, die Juden mit SS-Runen und Schweinemasken karikieren?

Zur Einordnung: In der Bundesrepublik Deutschland gibt es acht Lehrstühle für Kernforschung, dagegen 173 Lehrstühle für Gender Studies. Aktuell kommen etliche für das Fach Postcolonial Studies hinzu.

Bleiben wir beim Thema Bildung: Dem Publikum heute kann man alles vorsetzen. Selbst an bayerischen Gymnasien ist Goethes Faust nicht länger Pflichtlektüre. Der oft beklagte Bildungsnotstand, an unseren Theatern ist er greifbar. Plattheiten, Plattitüden – alles wird beklatscht. Hauptsache Amüsement. Unbildung ist sogar gewollt: einem ungebildeten Publikum kann man schließlich alles vorsetzen.

Des Kaisers neue Kleider. Aber wehe, es wagt jemand auszurufen: „Der Kaiser ist ja nackt!“

Politiker, die selbst keine Ahnung haben, vertrauen Findungskommissionen, die mit Leuten besetzt sind, die sich gegenseitig Posten und Jobs zuschachern. Qualität, Qualifikation? Spielt keine Rolle! Hauptsache man setzt Leute aus der richtigen Bubble, Clique oder Partei an Schlüsselstellen.

Nein, meine sehr verehrten Damen und Herrn, der deutschen Kulturstaatsministerin ist zu widersprechen: Bayreuth muss nicht jünger, diverser und inklusiver werden. Bayreuth muss besser werden.

Mein Vertrauen in die Kultur-Politik, in Hochschulen, Publikum und Presse habe ich längst verloren. Das Theater ist eine Schwester der Demokratie. Es entwickelte sich parallel zur attischen Demokratie und ist ohne sie nicht denkbar.

„Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“, heißt es bei Schiller. Diese Freiheit mit verquasten und törichten, blöden oder infantilen Theaterinszenierungen zu strapazieren, bedeutet auf lange Sicht ihr Ende. Davor sei gewarnt. Theater ist kein Spielplatz für Leute, die sich einmal ausprobieren wollen. Und: Wir erleben es gerade, der Rotstift der Kommunen und Länder setzt als erstes bei den Theatern an. Bei den Theatern, die sich ihrer Relevanz und Akzeptanz selbst berauben.

Peter Lang


 




 


 



PROMINENTE PODIUMSDISKUSSION

Regietheater in der Oper – Zukunft oder Irrweg?

Ichsucht, Selbstbezüglichkeit, Kunstverachtung und
handwerkliche Stümperei - kann es mit der Opernregie so weitergehen.
Darüber gab es in Wien eine heftige Diskussion
mit prominenten Teilnehmern.

Von Gerald Felber

Bei der Diagnose waren sich so ziemlich alle Anwesenden einig:
Kenntlich werde das „Regietheater“ durch eine gewisse Asozialität im Umgang mit den ihm anvertrauten Musiktheaterwerken und Kunstschaffenden – egomanische Arroganz und Interesselosigkeit am Gegenüber, unengagierte Produktionsvorbereitung, oft gepaart mit handwerklicher Unfähigkeit und zudem, wenn dann die Inszenierungen schlecht laufen, einer großzügigen Verachtung der ökonomischen Bedingungen des Theatermachens. Dies vor allem in Ländern wie Deutschland und Österreich, wo die Bühnen zu guten Teilen von Subventionen der öffentlichen Hand leben und somit neben gestressten Künstlern und irritierten Zuschauern zusätzlich noch die Steuerzahler in Mithaftung genommen werden. Um indessen die Leitfrage „Regietheater – ein Irrweg?“, Gegenstand eines vom Wiener Richard-Wagner-Verband getragenen Symposiums, kompetent zu beantworten, brauchte es mehr als den scharfen Blick auf die
– krankhaften, am Ende gar letalen?
– Wucherungen der derzeitigen Musikbühnenszene.

Mit Therapievorschlägen taten sich viele Referenten jedoch schwer.
Beim Fahnden nach der Herkunft des aktuellen Ungemachs kam Wolfgang Gratschmaier – nicht nur Moderator der zweitägigen Veranstaltung, sondern als Sänger, Regisseur und Produzent auch Mitbetroffener der Entwicklungen – am deutlichsten auf den Punkt: die antiautoritär und zu freizügiger Selbstverwirklichung erzogenen Sprösslinge der Achtundsechziger-Bewegung seien, als sie nach 1990 erwachsen und regieführend wurden, ästhetisch stark von einer postmodernen Beliebigkeits-Verpackungskultur, politisch aber durch die harschen moralischen Postulate etwa des militanten Feminismus, Antirassismus und der LGBTQ-Bewegung geformt worden. Das daraus resultierende Denken in vorgeblich gesellschaftlich relevanten und deshalb mit großem Furor ausgestellten Metaebenen habe dann zu jenen gesichtslos mit Maschinenpistolen oder Schlagstöcken fuchtelnden Söldnergangs und sinnfrei den Raum durchfeudelnde Putzfrauen geführt, die seitdem ohne Rücksicht auf die Vorstellungen der Komponisten und Librettisten die Bühnen fluten – gleichgültig, ob Händel, Verdi oder Britten gespielt werde.

Einstmals umstrittene Regisseure als Leitbild.
Der Librettologe Albert Gier machte indes deutlich, dass das heute eher zwielichtige Bild einer sich mit großem Selbstbewusstsein als progressiv adelnden (und darin oft medial kräftig unterstützten) Regieszene aus einer Basis herauswuchs, die viel weiter zurückreiche als bis in die späten Sechzigerjahre. Bei ihm wie anderen Diskutanten fielen Namen wie Walter Felsenstein, Joachim Herz, Wieland Wagner oder Patrice Chéreau, deren Leistungen heute allgemein anerkannt sind.

Somit scheint es gegenüber dem damals schon Erreichten weniger eine Bruchlinie als das seltsame Phänomen einer schrittweisen Verwässerung bei gleichzeitiger Radikalisierung zu geben, sodass inzwischen solche einstmals umstrittenen Regisseure als Leitbild beschworen werden und die Erwähnung von Franco Zeffirellis Puccini-„Bohème“, die in Wien wie New York schon seit 60 Jahren läuft (und sich schon damals nicht avantgardistisch gab, sondern einfach nur gutes Theater ist und bleibt), im Auditorium gar für eine Art nostalgisch schnurrendes Behagen sorgte. Wenn man nun aber das alles unter den Begriff „Regietheater“ fassen will – der ohnehin unter Tautologie-verdacht steht, weil kollektives Spielen immer kuratiert wird –, kommt man nicht weiter.

Eine geballte Erfahrungsmacht
Vielleicht wäre stattdessen über „Regisseurstheater“ oder „Thesentheater“ nachzudenken. Doch um Begrifflichkeiten ging es bei diesem munteren Zusammentreffen ohnehin nur am Rande, weil sich hier, anders als bei einer Vorgängerveranstaltung im vergangenen Jahr in Bayreuth – damals wie aktuell organisiert vom Publizisten Klaus Billand –, vorwiegend Praktiker und also direkt Betroffene gesucht und gefunden hatten. Mit Waltraud Meier, Mária Temesi, Marion Ammann und Günther Groissböck saßen allein vier namhafte Interpreten auf dem Podium, Falk Struckmann und Albert Dohmen ließen sich mit Video-Statements zuschalten: eine geballte Erfahrungsmacht nicht zuletzt in Sachen Wagner, der nicht nur der Leitheilige des gastgebenden Verbandes, sondern auch der umstrittenste (und in diesem Sinne dankbarste) Komponist für jede Richtung inszenatorischer Experimente ist.

Auch wenn es gelegentlich ein wenig ins Randständige ging, war aus dem so entstehenden Pandämonium heutiger Regie-Unsitten durchweg die Sehn-sucht zu hören, die Sackgassen egomanisch marktschreierischer Selbstbe-züglichkeit und vorgeblich erforderlicher (aber vielleicht auch nur bequemer, weil mit den immer gleichen szenischen Stereotypen bedienbarer) political correctness zu verlassen in Richtung eines neuen Bekenntnisses zu – so Wolfgang Gratschmaier – „Seele, Herz und Stil“; und ebenso der starke Wille, sich dabei als Künstler im unmittelbaren Publikumskontakt selbst mit maximalem Engagement einzubringen.

Aus anderen Blickwinkeln, aber mit gleichen Ansprüchen war Ähnliches auch von Clemens Hellsberg, 17 Jahre lang Vorstand der Wiener Philharmoniker, Daniel Beyer aus dirigentischer Sicht und Cathrin Chytil, der künstlerischen Leiterin des gastgebenden Ehrbar-Saals, zu hören.

Letztere, wie Gratschmaier sowohl auf der Bühne wie als Regisseurin und Produzentin tätig, wies auch einen der möglichen Wege ins Freie: mit der eigenen Erfahrung einer wirklich kollektiven Inszenierungsarbeit, die dem Team kein vorgefertigtes Konzept präsentiert, sondern von Beginn an alle auf und hinter der Bühne Beteiligten einzubeziehen sucht. Sie hatte darin auch die Zustimmung von Roland Schwab, Regisseur unter anderem des letzten, von Publikum wie Kritik wohlwollend aufgenommenen Bayreuther „Tristan“, der aber auch unterstrich, dass nicht pedantische Buchstaben-treue das Korrektiv überzogener inszenatorischer Profilierungssucht sein könne, sondern einzig die Gewinnung von assoziativ-emotionalem Neuland in kundig-liebevoller, sich angesagten Moden verweigernder Annäherung an die Stückautoren und ohne den Anspruch, das Publikum betreuen zu müssen: Räume öffnend und nicht verengend.

Manche praktisch-pragmatischen Aspekte allerdings, die weder eine Kammerbühnen-Inszenierung im lokalen Rahmen noch den Sonderfall Bayreuth, wohl aber die tägliche Arbeit der Stadt- und Staatstheater beeinflussen, spielten kaum eine Rolle.

Fluktuierende Ensembles, kompliziert gestrickte, reiseintensive und störan-fällige Termintableaus der beteiligten Sparten gerade bei aufwendigen Inszenierungen, wo immer nur ein Teil der Beteiligten tatsächlich schon im Vorfeld vor Ort verfügbar wäre:
Allein das macht die schöne Utopie einer organisch entwickelten, sozusagen kunstkameradschaftlichen Zusammenarbeit schwierig – die deswegen als Utopie trotzdem nicht falsch sein muss.

Auch bei anderen angesprochenen Hebeln – dem in Österreich offenbar nicht anders als in Deutschland absinkenden Niveau der musikalischen Schulbildung; der mangelhaften Sachkompetenz nicht nur mancher Regisseure, sondern auch der sie berufenden Intendanten und kultur-politischen Taktgeber; und auch einer schlichten Frage, wer sich heute zeitlich wie pekuniär überhaupt Opernbesuche leisten kann – ist klar, dass hier Lösungen nicht schon übermorgen zu erwarten sind. Gesucht werden müssen sie trotzdem.

Im Ersatz der heftig umstrittenen Salzburger „Jedermann“-Inszenierung von 2024 an sahen manche ein Zeichen, dass sich das mitteleuropäische Theater vielleicht einem neuen Umschlagpunkt nähert, von dem an Publikumsbedürfnisse und Werktreue wieder eine größere Rolle spielen könnten; und eine etwas kryptische Bemerkung vom Präsidenten des Internationalen Wagner-Dachverbandes, Rainer Fineske, schien darauf hinzudeuten, dass Valentin Schwarz’ Bayreuther „Ring des Nibelungen“, sozusagen das Negativ-Referenzstück des Symposiums und im nächsten Jahr bereits auf zwei Durchläufe gestutzt, in näherer Zukunft womöglich ebenfalls ganz in die Theatergeschichte verabschiedet wird.

Es scheint sich etwas zu bewegen.

FAZ, SEITE 12 • MITTWOCH, 29. NOVEMBER 2023 • NR. 278


 

Verein neueoper.at

Aufbruch und Zeitenwende für das Regie-Theater

Wien (ots)

Theatermacher Wolfgang Gratschmaier appellierte beim Symposium "Regie-Theater ein Irrweg?" an das Wiederaufleben von Seele, Herz und Stil in der Opernwelt.

"Die Salzburger Festspiele haben mit der Neuausrichtung des Jedermanns ein erstes starkes Zeichen gesetzt“, betonte Vortragender und Moderator des Symposiums „Regie-Theater – ein Irrweg?“

Wolfgang Gratschmaier heute, Freitag. Der Theatermacher sieht dadurch einen Aufbruch in eine Epoche der Opern- und Theaterwelt, in der das profunde Umsetzen mit Herz und Stil neu wiederbelebt wird.

Denn: Modern muss nicht schiach sein“, argumentiert Gratschmaier und hebt hervor, dass Produktionen mit sinnentleerten Metaebenen in den pseudo-modernen Inszenierungen ihr Publikum längst verloren haben.

"Je mehr unser Leben von KI und Roboterwelten gesteuert wird, umso mehr sehnt sich der Mensch wieder nach einem seelenverbindenden Theater“, erläutert der im deutschen Sprachraum versierte Regisseur.

"Das inhalts-seichte Sensationstheater, das in den letzten Jahren vom Dreieck Kulturpolitik, Intendanz und Regie favorisiert wurde, hat sich mit obiger Entscheidung des größten Kulturfestivals der Welt sichtbar ad absurdum geführt", so Gratschmaier.

Wolfgang Gratschmaier  - Verein neuverdeoper.at



Symposium „Regietheater in der Oper –
ein Irrweg?

Veranstalter des Symposiums waren der Richard Wagner Verband Wien e.V. zusammen mit dem Richard Wagner Verband International e.V. Berlin.
Dieses Symposium zu veranstalten, ergab sich aus der Tatsache, dass ein Regietheater (wie es z.B. in der Inszenierung des 'Ring des Nibelungen' durch den Regisseur Patrice Chereau in Bayreuth 1976 gezeigt wurde) auch heute noch Anklang finden könnte.

Mittlerweile werden jedoch Inszenierungen angeboten, die eine Nebenhandlung (oder Neuhandlung) auf der Bühne zeigen, die mit dem von den Autoren hinterlassenen Originalen nicht die geringste Ähnlichkeit haben und die in keinerlei Verbindung zu dem im Programmheft angekündigten Musikdrama aufweisen. Damit befriedigen sie nur Ehrgeize der Regieführenden (incl. Dramaturgie und Bühnen- und Kostümbild). Diese Inszenierungen will ein Großteil der Besucher nicht erleben, die Opernhäuser werden immer leerer.

Das Symposium beschäftigte sich in allen Beiträgen mit der Ausarbeitung von Lösungsvorschlägen, mit denen diese Tendenz zurückgedrängt werden soll.

Die Redebeiträge machten - hart am Thema - mit Ausführungen zum Bildungsauftrag der Schulen und Gymnasien, mit der (leider massenhaften) Ausbildung von Musikstudenten zu Sängern, denen tatsächlich alle Voraussetzungen fehlen, um einmal ein anerkannter und gern verpflichteter Sänger zu werden. D.h. junge Leute, denen nach kurzer Zeit alle Illusionen geraubt werden, die von ihrem Verdienst kaum leben können und die sich nach kurzer Zeit in die Riege der Bürgergeld-Empfänger einreihen werden.

Aber auch die Wahl eines geeigneten Intendanten (nicht immer durch Beratung von Fachleuten), sollten sich die Städte und die Länder nicht so leicht machen. Die gewählten Theaterleiter müssen einen Vertrag erhalten, der die Erwartungen des Landes (oder der Stadt) berücksichtigt.

Der Intendant muss Sorgfalt walten lassen, wenn er Regisseure (und ihr Team) verpflichtet. Er hat darauf zu bestehen, genau zu wissen, was der Regisseur zu schaffen gedenkt. Überlässt die Theaterleitung die Gestaltung völlig anderen, so ufert die sogenannte künstlerische Freiheit aus.

Es wurde auch die Anregung erneuert, Umfragen in der Bevölkerung durchzuführen, die Auskunft darüber gibt, was das Publikum tatsächlich sehen und hören möchte. Die Befragung erleichterte den Aufbau eines publikumsgerechten Spielplans. Verstärkt würde dies für die Regelung, wenn bestimmte Opernhäuser ständig einige werk- und autorengerechte Operninszenierungen zur Verfügung stellten und damit durch die Gegenüberstellung von Produktionen ermöglichten, mit dem Ergebnis:
Publikumszuspruch oder Ablehnung.

Diese Themen wurden durchaus kontrovers diskutiert. Vortragende waren z.B. KS Waltraud Meier, Dirigenten, Pressevertreter, Literatur- und Musikwissenschaftler, Verwaltungsfachleute, Theaterleiter, Kulturjournalisten - usw. Zwei weitere namhafte Opernsänger (Albert Dohmen und Falk Struckmann) mussten ihre Teilnahme aus dienstlichen Gründen absagen, beide jedoch schickten eine Grußbotschaft an die Teilnehmer des Symposiums. Ersatzweise beteiligte sich der Wiener Opernsänger Günther Groissböck, der sich ebenfalls sehr differenziert zum Thema äußerte.

Besonders Waltraud Meier machte zum Thema 'sinnvoller Einsatz von Regietheater' überdenkenswerte Vorschläge.

Bei dieser Podiumsdiskussion wurde auch Einblick in die katastrophale Situation bei den Bayreuther Festspielen vermittelt, die seit 2010 insgesamt 17 Regietheater-Inszenierungen auf die Festspielbühne gebracht haben, die aber von Jahr zu Jahr immer weniger Zuschauer anzog.

Damit haben die Bayreuther Festspiele ihren Nimbus eingebüßt, die wichtigste Aufführungsstätte der Werke Richard Wagners zu sein. Denn die Einzigartigkeit jeder einzelnen Aufführung ist nicht mehr vorhanden. Das erschreckende Ergebnis ist: Die Festspiele können nicht einmal mehr ihre ca. 60.000 Karten verkaufen.

Damit reihen sich die Bayreuther Festspiele in die Reihe der durch Regietheater-Aufführungen wirtschaftlich beschädigten Opernhäuser ein, deren Weiterbetrieb nicht so sicher ist wie das noch bis zur Jahrhundertwende 2000 der Fall war.

Das Fazit der Veranstaltung:

Wir haben die Pflicht, unsere kulturellen Werte zu sichern.

Regietheater-Aufführungen sind zu vermeiden, um mit guten zeit- und werkgerechten Aufführungen die Zuschauer zurückzugewinnen.

Es muss wieder Geld in die Kassen der Opernhäuser, denn die öffentlichen Zuschüsse sind auch nicht mehr (wie gewohnt) sicher. Hierzu muss die Fachpresse – länderübergreifend - verpflichtet werden, objektiver und näher am Stück, zu berichten.

Heribert A. Bludau, ehemals fester Mitarbeiter Bayreuther Festspiele
 

Kurzbericht über das internationale Symposium „Regietheater – ein Irrweg?“ –
Wien 23.-24. November 2023

27.11.2023 | Reflexionen-Festspiele


Wolfgang Gratschmeier, Roland Schwab, Günther Groissböck, Klaus Billand, Peter Lang,  Daniel Beyer. Foto: Veranstalter

Für wen machen wir Oper??
rief KS Waltraud Meier in die Runde des ersten Podiumsgesprächs, nachdem Prof. Albert Gier, Romanist und Li-brettologe; Prof. Clemens Hellsberg, ehem. Vorstand der Wiener Philharmoniker und Rainer Fineske, Präsident von Richard Wagner International, bereits interessante Kurzreferate zum Thema Regietheater vorgetragen hatten. Wir machen sie für das Publikum, und das Haus muss voll sein! fuhr Waltraud Meier fort. „
Und das gelingt nur mit handwerklich guten, aussagekräftigen und überragenden Inszenierungen im Sinne heutiger Wahrnehmung, die verankert sein sollten in Libretto, Text und Musik.“

Damit war aus der tiefsten Überzeugung einer der erfolgreichsten Wagner-Sängerinnen der Nachkriegszeit der Leitfaden für dieses Symposium vorgegeben: Volle Häuser, begeistertes, animiertes, ja am besten von den Eindrücken eines Opernabends beseeltes Publikum. Aber auch perfektes und frühzeitiges Zusammenwirken aller beteiligten Sparten und Individuen, die einen Opernabend erst zu dem machen, was er ist und wird. Um diese Begriffe und Themen kreisten die Referate und Statements aller 15 Referenten an diesen zwei intensiven Tagen vor einem auch mit vielen Fragen und Kommentaren beitragenden interessierten Publikum. Und alle hielten sie sich eng an das Thema! Waltraud Meier wieder „Auch ich liebe ständig Neues auf der Bühne, neue Sichtweisen der Stücke, also auch das Regietheater, aber es muss gut gemacht und nachvollziehbar sein“.

Ähnliches war auch von Regisseur Roland Schwab zu hören, der den letzten „Tristan“ in Bayreuth inszeniert und nun eine Professur an der mdw Wien angenommen hat. Er, der in meiner Sicht bereits einen goldenen Mittelweg zwischen Neu- und Andersdeutung und traditionellem Regiestil gefunden hat – sein gerade am Staatstheater Augsburg herausgekommener „Eugen Onegin“ ist ein weiterer Beweis dafür – ist ebenfalls nicht gegen das Regietheater. Man solle den Begriff der Werktreue erweitern, den Autor durch Freilegen des qualitativen Wertes seines Stücks der Nachwelt retten. Bedingungslose Werktreue würde dem nur schaden. Und er weist auf eine gewisse Partnerschaft der Presse mit den Regietheater-Regisseuren hin. Die Kritiker konzentrieren sich viel zu oft nur auf die Regie und das, was an ihr – vermeintlich – neu ist, allzu oft mit sehr positivem Unterton…

Für Prof. Clemens Hellsberg sollte ein erfolgreicher Opernabend wie ein Gesamtkunstwerk sein. Kulturjournalist Peter Lang brennt ein wahres Feuerwerk an Regietheater-Eskapaden ab, die er aber alle fein und im Hinblick auf Art und Maß der Grenzüberschreitung beschreibt.

Maestro Daniel Beyer geht auf die so wichtige Rolle der Dirigenten ein, die oft viel zu spät zu einer Neuproduktion hinzugezogen werden und also nicht allzu viel Einfluss auf Regie und Dramaturgie haben. Rainer Fineske geht unter anderem auf die Konsequenzen des überbordenden Regietheaters für die Publikumsentwicklung ein, ausgehend von Bayreuth, wo im kommenden Jahr der neue „Ring“ nur zwei- statt dreimal gegeben werden wird. Prof. Albert Gier beginnt die Erörterungen mit einem profunden Blick auf die geschichtliche Entwicklung des Regietheaters und geht insbesondere auf seine Vorläufer Walter Felsenstein, Joachim Herz und die damalige Berliner Opernszene ein.

Die Sänger Günther Groissböck, der auch ein sehr lebendiges Statement zu seinen Erfahrungen mit dem Regietheater vortrug und die Sängerinnen Prof. Mária Temesi aus Budapest und Marion Ammann aus Basel sowie die Künstlerische Leiterin des Ehrbar-Saals und Sopranistin Mag. Catrin Chytil gingen zum Teil emotional tief in ihre Erfahrungen auf der Bühne hinsichtlich des Regietheaters ein, seiner Vorzüge und Nachteile bei gewissen Irrwegen.

KS Albert Dohmen musste wegen seines Einspringens für einen Kollegen seine direkte Teilnahme leider absagen, gab aber ein Video-Statement ab, ebenso wie KS Falk Struckmann, der gesundheitsbedingt in letzter Minute absagen musste und einige weitere Empfehlungen in schriftlicher Form übermittelte. Der Ukraine- und Balkan-Korrespondent des ORF, Mag. Christian Wehrschütz, gab ebenfalls ein Video-Statement zu den ausufernden Erscheinungen des Regietheaters ab, und zwar mit speziellem Blick auf die Hinführung seiner Enkelin zur Kunstform Oper. Theatermacher Wolfgang Gratschmaier, der mehrere Phasen der Regietheater-Entwicklung in der ex-DDR und der BRD darstellte und sich auch um die gesamte Technik und Aufnahme des Symposiums kümmerte, appellierte an das Wiederaufleben von Seele, Herz und Stil in der Opernwelt. „Die Salzburger Festspiele haben mit der Neuausrichtung des ‚Jedermann‘ vor kurzem ein erstes starkes Zeichen gesetzt“, betonte Gratschmaier am Tag nach dem Symposium. Der Theatermacher sieht dadurch einen Aufbruch in eine Epoche der Opern- und Theaterwelt, in der das profunde Umsetzen mit Herz und Stil neu wiederbelebt wird. Denn: „Modern muss nicht schiach sein“, argumentiert er und hebt hervor, dass Produktionen mit sinnentleerten Meta-Ebenen in den pseudo-modernen Inszenierungen ihr Publikum längst verloren haben.

Last, but perhaps not least, ging ich in meinem Statement noch ein auf die Stücke-Verfremdung durch gewisse Formen des Regietheaters, auf den nötigen Wagemut des Regietheaters, auf die zu einem gewissen Grade erforderliche Herausforderung und Toleranz des Publikums, auf die künstlerische Freiheit und ihre Verantwortung, auf die Subventionierung und den Bildungsauftrag der öffentlichen Hand, sowie auf die Rolle des Feuilletons und hob auch die Bedeutung einer gut ausgearbeiteten Personenregie und eines intensiveren Einsatzes der Lichtregie hervor. Schließlich zog ich ein erstes Fazit des Symposiums mit einigen Schlussfolgerungen und Empfehlungen. Dieses wird nun komplett in Ton und Bild aufgearbeitet und beizeiten auch weiter kommuniziert werden.

Konzipiert und organisiert von Maestro Daniel Beyer und mir sowie veranstaltet vom Richard Wagner Verband Wien e.V. in Kooperation mit dem Richard Wagner Verband International e.V. Bayreuth, fand dieses Symposium vom 23. bis 24. November im Ehrbar-Saal des MusikQuartiers Wien statt. Die meisten Referenten beider Tage brachten in kurzen Vorträgen und in darauf folgenden Podiumsdiskussionen untereinander interessante Aspekte zu Tage, die bei der Beurteilung von exzessiven Regietheater-Irrungen künftig Beachtung finden könnten. Über beide Tage verteilt nahmen folgende 15 Referenten teil, die damit alle wichtigen Bereiche der Kunstform Oper, wie musikalische Leitung, Orchester, Gesang, Regie, wissenschaftlichen Hintergrund, Presse, Verbandswesen und Kultur-Management abbildeten.

KS Waltraud Meier, Mezzosopran, München;
Prof. Clemens Hellsberg, ehem. Vorstand Wiener Philharmoniker, Wien;
Prof. Albert Gier, Professor für romanische Literaturwissenschaften, Schwerpunkt Opern- und Opernlibretti; 
KS Falk Struckmann, Bassbariton, (per Zuschaltung), Basel;
KS Albert Dohmen, Bassbariton, (per Zuschaltung), Rom;
Günther Groissböck, Bass, Wien
Prof. Roland Schwab, Regisseur, Professor für Opernregie an der mdw Wien;
Peter Lang, Hrsg. Kulturjournal, Regensburg;
Maestro Daniel Beyer, München;
Rainer Fineske, Präsident, R.W - Verband International e.V., Bayreuth;

Dr. Klaus Billand, Opernkritiker, Wien;
MA Cathrin Chytil, Sopran und künstl. Leiterin Ehrbarsaal, Wien;
Marion Ammann, Sopran, Basel;
Prof. Mária Temesi, Sopran, Szeged; und
Wolfgang Gratschmaier, auch Moderation, Wien
.

Klaus Billand, Wien, den 26. November 2023


 



Presseschau -
Überschriften im Rückblick

 

 

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Die "Hundekot-Attacke" im Theater:
Des Dackels Kern

30. Oktober 2023, 15:02 Uhr

   (Foto: Joachim Dette)

Ein Dackel spricht vor für die Rolle des Gustav. Gustav ist Goeckes Hund.

Das Theaterhaus Jena bringt ein Stück über die "Hundekot-Attacke" auf die Bühne.
Von
Egbert Tholl

Es war das Theaterereignis des Jahres, obwohl es gar nicht inszeniert war. Eher spontan. Im Februar dieses Jahres traf Marco Goecke, damals Chefchoreograf und Direktor des Staatsballetts Hannover, in der Pause einer Ballettpremiere auf die Kritikerin Wiebke Hüster, attackierte sie zunächst verbal, kam immer mehr in Rage, zog dann einen Beutel mit Hundekot hervor und applizierte dessen Inhalt im Gesicht der Kritikerin. Zitatende
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/hundekot-attacke-marco-goecke-theaterhaus-jena-1.6296060

 

 

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Publikumsschwund an Theatern:
Wir wollen euch spielen sehen

29. Oktober 2023, 14:02 Uhr


(Foto: Ruth Walz)

Diskussionsrunde mit Schauspielern in der Akademie der Schönen Künste in München:

Matthias Günther und Judith Gerstenberg moderieren Michael Maertens, Joyce Sanhá, Wiebke Puls und Benny Claessens.

Warum Theater - und für wen? Sechs Stunden lang diskutieren Macher und Zuschauer darüber an der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Und das Publikum, das angeblich so oft wegbleibt, zeigt sich rasend interessiert.

Von Egbert Tholl

Zitatende

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/publikumsbegruessung-kammerspiele-bayerische-akademie-der-schoenen-kuenste-publikumsschwund-diskussion-1.6295495



 

 

 

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Neuer Theaterintendant für Bamberg:
Ohne Skrupel und Dünkel

26. Oktober 2023, 13:21 Uhr

 

  (Foto: dts Nachrichtenagentur/IMAGO)

Von Christine Dössel

Der Schriftsteller und Dramaturg John von Düffel wird im Sommer 2025 neuer Intendant am E.T.A.-Hoffmann-Theater Bamberg.
Das gab die oberfränkische Stadt am Donnerstag bekannt. Der 57-Jährige, der bisher noch nie ein Theater geleitet hat, wird Nachfolger von Sibylle Broll-Pape, die 2025 nach dann zehnjähriger Intendanz ausscheidet. Deren Wunsch nach einer zweijährigen Vertragsverlängerung hatte der Stadtrat im März ausgeschlagen.
68 Einzelpersonen und Teams hatten sich nach Angaben der Stadt um die Leitungsstelle für das Bamberger Theater beworben.

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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/john-von-dueffel-theater-bamberg-1.6293932



 

 

 

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Theater: Eine eigentümliche Zeitblase

29. Oktober 2023, 16:35 Uhr

   (Foto: Monika Rittershaus)

Ein alter Schauspielkünstler namens Minetti, gespielt von Manfred Zapatka, trifft im Hotelfoyer auf die Dame im roten Kleid (Barbara Melzl).
Claus Peymann hat vor 47 Jahren Thomas Bernhards "Minetti" uraufgeführt, jetzt zeigt er es am Münchner Residenztheater erneut - mit einem großen Manfred Zapatka.

Von
Egbert Tholl

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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/
claus-peymann-minetti-zapatka-theater-residenztheater-1.6295607



 

 

 

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30 Jahre Theaterakademie August Everding:
Lernen für Bühne und Leben

23. Oktober 2023, 13:53 Uhr -  Von Jutta Czeguhn

Die Zukunft des Theaters entsteht hier: Über 170 Studierende werden aktuell an der Theaterakademie August Everding ausgebildet. Mit acht Studiengängen ist sie mittlerweile die größte Ausbildungsstätte für Bühnenberufe im deutschsprachigen Raum. Hier eine Szene aus der aktuellen Produktion "4.48 Psychose".
Vor 30 Jahren hatte August Everding einen Traum, jetzt feiert seine Theaterakademie, die sich gegen viele Widerstände zum Erfolgsmodell entwickelte, Geburtstag. Und alle Münchner sind eingeladen mitzufeiern. Eine spannende Jubiläumsspielzeit erwartet sie.
"Hier lernt man alles übers Theater, im Theater mit dem Theater, man lernt es für Kopf und Herz, und immer ist der Mensch im Mittelpunkt!"


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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/theaterakademie-agust-everding-prinzregententheater-jubilaeumsfeier-premieren-neue-spielzeit-30-jahre-1.6292027



 

 

 

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100 Jahre Radio

Funkenflug und der Beginn der drahtlosen Übertragung

Stephan Krass beschreibt im Essayband „Radiozeiten“ die Rundfunkgeschichte: von den Anfängen in der Weimarer Republik über die Gleichschaltung unter Goebbels bis hin zu legendären philosophischen Streitgesprächen in der frühen Bundesrepublik.

Von Stephan Krass | 22.10.2023

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Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/radio-rundfunk-funktelegrafie-100.html



 

 

 

Loriot zum Hundertsten

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Foto: TMB – picture alliance – united archives
 

"Vor ein paar Tagen telefonierte ich
mit Stefan Lukschy.“

Stefan ist Regisseur und Drehbuchautor. Bei Loriots Fernsehsendungen war er sein engster Mitarbeiter, seit den Siebzigerjahren einer seiner besten Freunde.

Als wir so redeten, darüber zum Beispiel, dass Loriot in der Kunst vor allem die Musik geliebt habe – Richard Wagner ja insbesondere, weniger aber zum Beispiel die Malerei – als wir also redeten, sagte Lukschy, er glaube, der zentrale Begriff für Loriots Arbeit sei das Tragische. Ich war seiner Meinung.

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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/kultur/loriot-100-axel-hacke-gastbeitrag-e470495/



 

 

 

Weichenstellung zur Sanierung
des Landestheaters

Wiener Schauspielhaus: Vier gewinnt

9. November 2023, 14:23 Uhr

 (Foto: Julian Lee-Harather)

Wie in der WG-Küche: Mazlum Nergiz, Marie Bues, Tobias Herzberg, Martina Grohmann (von links) leiten zusammen das Wiener Schauspielhaus.
Das Wiener Schauspielhaus hat seit dieser Saison nicht zwei, nicht drei, sondern vier Chefinnen und Chefs. Kann das gutgehen?

Von Wolfgang Kralicek

So viele Intendanten gab's hier noch nie: Im Wiener Schauspielhaus ist eine neue Ära angebrochen, das steht schon mal fest.
Ab sofort wird das Theater weder von einer Einzelperson noch von einer Doppelspitze geführt, sondern von einer vierköpfigen "Leitungsgruppe", der die Regisseurin Marie Bues und die Dramaturgin Martina Grohmann, der Dramaturg und Regisseur Tobias Herzberg sowie der Autor und Dramaturg Mazlum Nergiz angehören.

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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/wiener-schauspielhaus-theater-buehnenbeschimpfung-1.6300915



 

 

 

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Theater in Würzburg: Raus aus dem Kellerloch

1. Dezember 2023, 13:22 Uhr

 (Foto: Ugur Yurdaguel Stadt Würzburg)

Im Mainfranken Theater wird an diesem Wochenende der neue Schauspielsaal - das "Kleine Haus" - eröffnet.

Verzögerung, Rechtsstreitigkeiten, galoppierende Kosten - das "Mainfranken Theater" steht exemplarisch für Bayerns Theatersanierungsprobleme. Es gibt aber auch Anlass zum Applaus. Eine Begehung.

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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/bayern/mainfranken-theater-generalsanierung-wuerzburg-schauspiel-eroeffnung-kosten-1.6312579



 

 

 

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"Der Prozess" am Schauspiel Köln:
Keiner zwingt dich

1. Dezember 2023, 11:55 Uhr

"Der Prozess" handelt von der Bereitschaft des Menschen, sich Autoritäten zu fügen. Die Bühne der Kölner Inszenierung hat Michela Flück gestaltet.
Pınar Karabulut bringt Kafkas "Prozess" in Köln als funkelndes mechanisches Spielwerk auf die Bühne.

Aber mit der Texttreue treibt sie es zu weit.


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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/prozess-kafka-schauspiel-koeln-p-nar-karabulut-1.6312507


 

 

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Hundekot-Attacke: Eine saubere Lösung

30. November 2023, 15:01 Uhr  -  Von Egbert Tholl

Die Hundekot-Attacke gegen eine Kritikerin brachte ihn in sämtliche Schlagzeilen, nun wurde das Verfahren gegen den Choreografen Marco Goecke gegen Geldauflage eingestellt.
 
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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/marco-goecke-hundekot-attacke-ballett-1.6312025

 

 

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Bauprojekt: Ein Kulturhaus für alle

12. November 2023, 14:55 Uhr

 (Foto: Stadt Augsburg)
 

Das Staatstheater Augsburg soll nach seiner Fertigstellung im Jahr 2029 ein Ort für alle sein, unter anderem mit Platz zum Flanieren.
Das Staatstheater in Augsburg wird teuer. Nun plant die Stadt das Viertel rundherum, mit Dachbar und vielleicht einem Open-Air-Kino. Hauptsache nicht nur für eine kleine kunstinteressierte Elite.
Von Florian Fuchs,


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Quelle: https:// https://www.sueddeutsche.de/bayern/augsburg-staatstheater-dachbar-viertel-kultur-1.6302211


 

 

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Trotz Protesten
Bayreuther Festspiele beschließen Sparplan

Britta Schultejans, dpa 03.12.2023 - 11:46 Uhr

Höhere Energiepreise und Personalkosten gehen auch an Deutschlands berühmtestem Opernfestival nicht vorbei: 
Die Bayreuther Festspiele werden sparen - auch an empfindlichen Stellen und trotz Protesten.

Der Verwaltungsrat der Bayreuther Festspiele hat Einsparungen bei dem weltberühmten Opernfestival beschlossen. Der von der Geschäftsführung vorgelegte Wirtschaftsplan sei gebilligt worden, sagte der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Georg von Waldenfels, der Deutschen Presse-Agentur am Wochenende nach der Sitzung des Gremiums.

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Quelle: https://www.kurier.de/inhalt.trotz-protesten-bayreuther-festspiele-beschliessen-sparplan.3dbc7535-4bca-4497-aa66-113c673d033e.html

 

 

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Berliner Schaubühne:
Albern, dämlich oder obszön?

15. November 2023, 16:10 Uhr -  Von Peter Laudenbach

Dampfende Heroen-Männlichkeit: Renato Schuch als Prinz Friedrich von Homburg.
Jette Steckels wenig subtile Inszenierung von Kleists "Homburg" an der Berliner Schaubühne.

 
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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/berliner-schaubuehne-jette-steckel-prinz-friedrich-von-homburg-1.6304011

 

 

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Richard-Wagner-Festspiele
Christian Thielemann soll nach Bayreuth zurückkehren

Der anerkannte Wagner-Interpret Christian Thielemann kehrt nach Bayreuth zurück.

Zuletzt war er mit Festspielchefin Katharina Wagner über das Wort »Führer« im Konflikt. 2025 soll Thielemann wieder den »Lohengrin« dirigieren.


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Quelle: https://www.spiegel.de/kultur/musik/christian-thielemann-soll-2025-wieder-wagner-in-bayreuth-dirigieren-a-52db6b6d-9569-4c78-b0a6-52d610540aee
 

 

 

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Drohendes Defizit Kritik am Theater Erfurt wächst
von Blanka Weber, MDR KULTUR - 24. November 2023, 18:05 Uhr

Nachdem bekannt wurde, dass das Theater Erfurt in finanziellen Schwierigkeiten steckt, gibt es nun verstärkt Kritik. Stadträte bemängeln, das Theater habe Quartalsberichte nicht rechtzeitig vorgelegt. Auch die Jahresrechnung 2022 stehe noch aus, bestätigte Erfurts Kulturbeigeordneter.
Kritik gibt es auch am Führungsstil von Intendant Guy Montavon.
Intendant Guy Montavon steht wegen seines Umgangs mit den Beschäftigten in der Kritik.

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Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/theater-erfurt-stadtrat-kritik-defizit-missbrauchsvorwuerfe-100.html

 

 

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Hannover:
Zwei neue Intendanten
für Schauspiel und Oper

Die Nachfolge für Laura Berman und Sonja Anders an der Spitze des Staatstheaters Hannover steht fest: Bodo Busse übernimmt die Leitung der Staatsoper, Vasco Boenisch wird Intendant des Schauspiels.
[…]
Niedersachsens Kultusminister und Aufsichtsratsvorsitzender des Staatstheaters, Falko Mohrs, sagte bei der Vorstellung der neuen Intendanten: "Mit Bodo Busse und Vasco Boenisch ist es gelungen, zwei Persönlichkeiten für Hannover zu gewinnen, die klare Vorstellungen von den gegenwärtigen Herausforderungen und künftigen Perspektiven der Darstellenden Kunst haben. Mit beiden Intendanten schaffen wir eine Grundlage dafür, dass sich die Niedersächsischen Staatstheater Hannover künftig durch eine große Ausstrahlung auszeichnen."


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Quelle: https://www.ndr.de/kultur/buehne/Hannover-Zwei-neue-Intendanten-fuer-Schauspiel-und-Oper,hannover18068.html


Kommentar

Der Nds. Minister für Wissenschaft und Kultur ist weiterhin gefordert.
Hannover braucht neben den beiden jetzt gefundenen Theaterleitern einen neuen Verwaltungsdirektor, einen technischen Direktor.
Was wird aus dem GMD, bleibt der und kann der ehemalige Trainingsleiter Ballett, nach dem unrühmlichen Abgang von Ballettmeister Goecke im Amt als Ballettchef bleiben?
Für Braunschweig wird - auch für 2025 - eine neue Theaterleitung gesucht - Frau Schlingmann lässt sich in den Ruhestand versetzen.


Bodo Busse wurde ausgewählt, die Nds. Staatsoper Hannover zuleiten. Er kommt von Coburg und jetzt Saarbrücken.
Beides isolierte Stationen, Konkurrenztheater weit entfernt. Trier und Luxemburg.

Eine erfolgversprechende Möglichkeit bestünde, Hannover wieder in der Opernlandschaft als Leuchtturm strahlen zu lassen, man entschlösse sich, mit einem stehenden Hausensemble, Opern und Operetten wie auch Musicals werk-, text- und autorengerecht dem Publikum, das seine Mannschaft kennt und möglichst auch liebt, vorzustellen, um dem Bildungsauftrag gemäß zu zeigen, welche Zustände damals zur Zeit des Spiels in gesellschaftlicher Hinsicht für die unteren Schichten z.B. bei  

Figaro: Frankreich zeitlich kurz vor der Revolution – ca. 1780;
Barbier: Spanien in der Mitte des 18. Jahrhunderts;
Onegin: Russland im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts;
Rigoletto: Italien im 16. Jahrhundert;
Jüdin: zur Zeit des Konstanzer Konzils 1414;
Cosi: um 1780;
Giovanni: Mitte des 18. Jahrhunderts;
Godunow: zwischen 1598 und 1605
herrschten.
Statt dass man krampfhaft die Werke mit ihren - auf die entsprechende damalige Zeit und Situation abgestimmten - Texten ins Heute zerrt, durch soziologisches Gequatsche – bei einer Tasse Tee von irgendwelchen Besserwissern ausdiskutiert - das Werk irgendwie übers Knie zu brechen, um zu fragen: „Was will uns das Stück heute sagen?“

Alles dummes Zeug!


Der Lohengrin spielt 933 somit in der Zeit Heinrich I. – als er an der Unstrut die Ungarn besiegte, die Meistersinger um 1650 – „ein folgsam Kind‘, gefragt nur spricht’s“.
Die Salome zur Zeit des Herodes II Antipas ca. 35 nach Chr., der Rosenkavalier in den ersten Jahren der Regentschaft Maria Theresias, etwa 1745. Die Ariadne – das Vorspiel am
Ende des 17. Jahrhunderts, die Oper in mythischer Vorzeit.
Die Tosca, ganz klar, am Tag der Schlacht von Marengo am 14. Juni 1800 und nicht - wie in Hannover gezeigt - irgendwie vor Abbau der Weihnachtsmärkte, noch mit einer Würstchenbude mit der Aufschrift ‘Merry Christmas‘ – frei nach der Maxime der Frau Geschäftsführerin der Oper in Hannover:


„Als Amerikanerin, ich liebe Unterhaltung!“

Hannover stünde einzig da und hätte das gewünschte Publikum im Haus, spielte man die Stücke mit ihren Texten - wie sie von den Autoren in eine bestimmte Zeit gestellt wurden.

Als Experimentierstätten gäbe es den Ballhof und für größere Veranstaltungen das innerstädtische ‘Theater am Aegi‘ mit - laut Bühnenjahrbuch - 1168 Plätzen.

Dass die heute noch amtierende Frau Geschäftsführerin Oper rückblickend auf ihre Zeit in Hannover nun in einem HAZ-Interview am 30. November 2023 bedauert, sich nicht um die Verbesserung der Toilettensituation und die Barrierefreiheit und die akustische Trennung zwischen Zuschauerraum und Foyer gekümmert zu haben, ganz zu schweigen von einer neuen Beleuchtungsanlage, ist doch bezeichnend.
Über ihre künstlerischen Misserfolge bei der Stückeauswahl, bei der szenischen Darstellung der Produktionen auf der Bühne, schweigt sie besser. Denn da wurde ihr - gerade von der auswärtigen Presse - kein gutes Zeugnis ausgestellt.

Wie schon unter den Vorgängern Puhlmann und Klügl – wurde das Publikum aus dem Haus vertrieben.
Und das hol nun mal zurück, wie es ja der Herr Kulturminister vorgibt.

Zwischenruf

Müde, wütend und um einiges Geld ärmer bin ich oft von Diskussionen über die Theatermisere nach Hause gekommen.
Wissenschaftler, Publikum, Regiekünstler, die nicht in Mode sind, aber es gerne wären, hatten ihre Meinung kundgetan. Ein Protokoll wurde geschrieben und verschickt und was hat es bewirkt:
Nichts!
Die deutsche Lust an der Selbstzerstörung ist wohl eine charakterimmanente Eigenschaft der Deutschen, die uns schon in Kriege und Zerstörung wegen einer blind befolgten Ideologie gebracht hat.
Die Zerstörung der Theaterkunst, so wie diese von den Autoren gemeint ist und wie sie das Publikum anerkennt und liebt - offenbart uns die Herrschaft eines festgefügten Kreises. Dieser besteht aus Intendanten, vereinigt im Bühnenverein so festgefügt wie die Vereinigung der Mafiapaten und dazu die machtvolle, kulturell führende internationale Gemeinschaft gewisser Kreise.
Wer das knacken kann, ist ein Held der Kultur.

 

 

Zitat
Maria Callas

„Nur ein trauriger Vogel kann schön singen...“

137:29 Minuten

© picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Uncredited

Maria Callas, 1923 in New York City geboren, verstarb mit nur 53 Jahren in Paris

König, Jürgen · 02. Dezember 2023, 00:05 Uhr

Eine „Stimme aus Stahl“ sagte man der vor 100 Jahren geborenen Maria Callas nach. Schon zu Lebzeiten kürte man sie zur „Primadonna assoluta“, zur größten Sängerin des 20. Jahrhunderts überhaupt. Und doch starb sie mit nur 53 Jahren in Einsamkeit.

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Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/maria-callas-106.html

 

 

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Bayreuther Festspiele:
A bissel was geht immer

24. November 2023, 15:38 Uhr

Richard Wagner hatte in Geldangelegenheiten durchaus kein goldenes Händchen. Jetzt müssen auch die von ihm gegründeten Bayreuther Festspiele deutlich sparen.

Die Bayreuther Festspiele müssen 2024 sehr viel Geld sparen, jede Abteilung muss mitmachen. Der Chor aber wehrt sich.


Zitatende


Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/bayreuther-festspiele-katharina-wagner-einsparungen-chor-1.6309020?reduced=true
 

 

 

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Gottfried Semper
Architekt und Baumeister der Aufklärung

Der rastlose Fabrikantensohn aus Hamburg baute in Dresden, Zürich und Wien mehrere Theater, eine Synagoge, eine Sternwarte – immer inspiriert von den Ideen der Aufklärung. Am 29. November 1803 wurde er geboren.

Reinhardt, Anja | 29. November 2023, 09:05 Uhr

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Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/29-11-1803-der-architekt-u-baumeister-gottfried-semper-geboren-dlf-3a92c30b-100.html

 

 

 

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Pisa-Schock und Zukunftsangst:
Fürchtet euch nicht

8. Dezember 2023, 15:39 Uhr

"Schulen lösen nicht alle Sorgen der Gesellschaft, ihr Auftrag hat einen zeitlichen Horizont"

Stress, Angst, Untergang - hier sind wir Deutschen doch Weltmeister. Das hat Konsequenzen. Vor allem für unsere Kinder. Eine kleine Nachbetrachtung zum sogenannten "Pisa-Schock".

Zitatende
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/pisa-studie-deutschland-zukunftsangst-schule-1.6316604
 



 



Kalenderblätter

Vor achtzig Jahren

 

 

Zitat
Man macht sich jetzt doch ernsthaft Sorge um die Ostlage. Wohin soll das auf die Dauer führen! Die Sowjets haben Reserven zur Verfügung, von denen wir selbst bei realistischer Betrachtung ihrer Möglichkeiten keine Ahnung gehabt haben.
Zitatende
Quelle: Joseph Goebbels – Tagebücher – Seite 1965 – Band 5 - Piper-Verlag - 1991


Die Ostfront war in einem katastrophalen Zustand, der Norden wurde verteidigt, die Mitte bei Smolensk war von der Roten Armee eingenommen worden, das Donezbecken ging verloren und damit war die Krim abgeschnitten.
Alles wurde in Mitleidenschaft gezogen.

 

 

Zitat
Allerdings wird sie in den kommenden Tagen der schwersten Belastung ausgesetzt sein, da die Sowjets mit einer Massierung von Menschen und Material antreten, der wir etwas Gleichwertiges in keiner Weise entgegenzusetzen haben.
Auch im Kampfraum um Schitomir rücken die Sowjets weiter vor, ohne dass wir ihnen einen ernsten Widerstand entgegensetzen können. Der einzige Trost in dieser an sich etwas deprimierenden Lage ist, dass unser Gegenangriff in großem Stil noch nicht begonnen hat. Er wird auch wohl noch ein paar Tage auf sich warten lassen. Jedenfalls hängt das im Wesentlichen von der weiteren Entwicklung des Wetters ab.
Nach dem Kartenbild zu urteilen, könnte dieser Gegenangriff sehr vielversprechend werden. Voraussetzung allerdings ist, dass er sich voll entfalten kann. […]
Eine schlechte Nachricht jagt die andere. Wir verleben jetzt Wochen größter Sorgen.

Zitatende
Quelle: Joseph Goebbels – Tagebücher – Seite 1965 – Band 5 - Piper-Verlag - 1991


Neben diesen Feststellungen die Ostfront betreffend, war die Heeresleitung bemüht, Informationen über die Konferenz zu erhalten, an der Churchill, Roosevelt und Stalin in Teheran teilnahmen.

 

 

Zitat

Thema des Tages

Teheran-Konferenz

 

... ab 28. November 1943

Frankreich blieb außen vor, man wollte unter sich sein, traf sich erst in Kairo, Roosevelt und Churchill besprachen die Lage nach dem Krieg und begegneten dann Stalin in Teheran.
Churchill war ihm gegenüber nicht aufgeschlossen, traute er Stalin nicht, denn der hatte 1939 mit dem Griff nach Finnland begonnen, womit der Russe suchte, sein Gebiet zu erweitern.

Das widersprach dem, was sich der Westen unter einer Friedenslösung vorstellte:
Meinungsfreiheit,
Religionsfreiheit,
Freiheit von Furcht und Freiheit von Not,
das Recht auf Selbstbestimmung und
die Ablehnung von Territorialgewinn durch Kriegshandlungen.

Stalin gab sich in Teheran dagegen jovial, brauchte er doch die beiden Atlantik-Mächte, ohne deren Unterstützung durch Waffenlieferungen und die von ihm geforderte - und erst im Juni 1944 umgesetzte - Westfront durch die Landung von Amerikanern und Briten an der Kanalküste, waren seine Erfolgsaussichten zur Durchsetzung des Kommunismus in Europa gering.
Er stellte sich - im Gegensatz zur Agrarisierung Deutschlands - eine Aufteilung der Staaten in Kontinental-Europa wie auf dem Balkan vor.

Der Goebbels'sche 'Völkische Beobachter' publizierte Headlines wie:


- 'Morgenthau gründet Judenbank zur Ausplünderung der Welt'
- 'Moskaus Plan: Sklavenarbeit des deutschen Volkes'
- 'Das Treffen des bolschewistischen Diktators mit seinen
   demokratischen Trabanten'
- 'Der verlogene Wunschzettel von Teheran. Weltsklaverei als Ziel der
   drei großen Räuber'
. 'Drei Weltgangster tagten in Täbris'
- 'Der brutale Imperialismus des Dollars'
- 'Die Unschlüssigkeit der Drei-Gauner-Konferenz'

Ralf Georg Reuth: Kommentar zu 'Joseph Goebbels Tagebücher'

Später dann, in der Konferenz von Jalta im Februar 1945, bekam Russland die Baltischen Staaten, die Tschechoslowakei und die Balkanstaaten zugesprochen.

Damit standen sich nach dem Krieg die Westmächte mit den auch vor dem Krieg existierenden Staaten, Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, einem Westteil Deutschlands dem gewachsenen Bereich unter sowjetischer Einflussnahme gegenüber, da die Westgrenze Russlands sich quasi bis an die Oder und Neiße herangeschoben hatte.

Zitatende
Quelle: https://www.telezeitung-online.de/
Thema_des_Tages_28._November_2020_%27THR%27.htm
 

 

 

Zitat
Thema des Tages


Ende des Deutschen Afrika Korps


  
... am 07. Mai 1943

In Nordafrika gingen die Kämpfe zu Ende.
Tunis und Bizerta fielen den Alliierten in die Hände, die Achsenmächte Deutschland und Italien wurden aus Nordafrika vertrieben.

250.000 deutsche und italienische Soldaten nahmen Amerikaner und Briten gefangen, sie wurden nach Ägypten ins Lager gebracht.
Und es ging ihnen besser als den Kameraden, die Stalin an der Ostfront gefangen nahm, in Arbeitslager nach Sibirien verbannte und zum Teil erst 1955 freiließ.

Goebbels urteilte, dass man nun eigentlich dem deutschen Volke bekannt geben müsse, was aus dem 'Wüstenfuchs' geworden sei, der auch von den Briten hoch gelobt wurde.
Das werde allerdings nicht so einfach sein.

Rommel stellte zu der Zeit in Berlin - nach seinem 'Erholungsurlaub', den er Anfang März 1943 angetreten hatte (er sollte sich nach Meinung des 'Führers' gründlich überholen lassen) - einen Führungsstab zusammen, der dann eingesetzt werden solle, wenn die Amerikaner oder Briten doch wieder eine Invasion an der Atlantik-Küste planten.

Man hatte in Deutschland mit Freude noch gut in Erinnerung, dass es den westlichen Alliierten ein Jahr – am 19. August 1942 - zuvor nicht gelungen sei, in Westeuropa bei Dieppe anzulanden.

Eine alliierte Invasion könne also auch weiterhin in keiner Weise stattfinden, denn während man in Nordafrika die Amerikaner und Briten in Kämpfe verwickelte, habe man Zeit, in Westeuropa den Atlantikwall endgültig ausbauen können.

Wie man sich die Niederlage in Libyen und Tunesien schön redete, zeigt die Argumentation der Nazis, der Zeitgewinn werde sich auf die weitere Kriegsführung in der positivsten Weise auswirken und man könne sagen, dass im Großen und Ganzen der Zweck in Nordafrika erreicht worden sei.

Aber man müsse sich auch darüber im Klaren sein, dass die Verluste durch die verlorenen Aktionen in Nordafrika enorm seien und dass man in der Tat von einem zweiten Stalingrad sprechen müsse.

Der Kampf in Nord-Afrika hatte ein Ende genommen. Zuvor musste Rommel immer weiter von Osten nach Westen entlang der Nordafrikanischen Küste zurückweichen, lief den Amerikanern, die nach Osten vorstießen geradezu in die Arme – das Ende kam in Tunis.

Von Tunis aus vollendeten die Alliierten am 10. Juli 1943 die Invasion von Sizilien, kämpften sich über die Insel vor, erreichten am 17. August 1943 Messina, setzten über auf Italiens Festland - die Straße von Messina ist nur 20 Km breit - und waren damit ein nicht mehr fortzudenkender Feind an zweiter Front Europas für das 'Deutsche Reich.'


 

Nach der Einnahme Palermos am 22. Juli setzte der Große Faschistische Rat Mussolini am 25. Juli 1943 mit einfachem Mehrheitsbeschluss ab.

Mussolini wurde, als er seine Demission vom Amt des Ministerpräsidenten einreichen wollte, auf Befehl von König Viktor Emanuel III. verhaftet und danach an wechselnden Orten interniert, um eine eventuelle Befreiungsaktion zu erschweren.

Inzwischen verhandelte Marschall Pietro Badoglio mit den US-Amerikanern und schloss mit ihnen den Waffenstillstand von Cassibile, der am 8. September 1943 öffentlich gemacht wurde und der bereits am 3. September 1943 unterzeichnet worden war.
Daraufhin besetzte die deutsche Wehrmacht das Land des bis dahin Verbündeten: Italien.

Die italienischen Truppen wurden von den Deutschen entwaffnet und nahmen an den weiteren Kampfhandlungen nicht mehr teil, ebenso wie die italienische Marine, die sich den Alliierten ergab.

Am 9. September 1943 konnte Tarent fast ohne Widerstand von den Amerikanern und Briten eingenommen werden.

Damit war Italien als Achsenmacht ausgeschieden. Italien war mit den Alliierten vereinigt gegen das 'Deutsche Reich'.

Zitatende
Quelle: https://www.telezeitung-online.de/
Thema_des_Tages_07._Mai_2019_%27Ende_DAK%27.htm

Zu den Sorgen, die internationale Politik betreffend, hatte man sich im ‘Reich‘ Gedanken zu machen, wie man die Angriffe der amerikanischen und britischen Flugzeuge abwehren könnte, die in Deutschland schwerste Zerstörungen auslösten.

War Ende Juli 1943 die ‘Aktion Gomorrha‘ mit mehr als 30.000 Toten über Hamburg hereingebrochen, so kamen ab 18. November 1943 hunderte von Bombern bis zum Innenstadtgebiet von Berlin.

 

 

Zitat
Schon am Morgen beginnt die Arbeit.
Schach gibt mir gleich zu Beginn einen Lagebericht über die Situation in Berlin, der sehr traurig ist.
Es ist unerfindlich, wie die Engländer bei einem Luftangriff in der Reichshauptstadt so viel zerstören können.
Das Bild, das sich auf dem Wilhelmsplatz bietet, ist geradezu trostlos. Es brennt noch lodernd an allen Ecken und Enden. Das Propagandaministerium ist im Großen und Ganzen verschont geblieben. […] Auch in der Reichskanzlei ist der Schaden zwar sehr groß, aber doch nicht mit dem in anderen Ministerien zu vergleichen […] In unserem Haus in er Hermann-Göring-Straße sieht es sehr traurig aus. Die oberste Etage ist gänzlich ausgebrannt; das ganze Haus steht unter Wasser. Ein Aufenthalt in ihm ist praktisch ausgeschlossen; es gibt keine Heizung, kein Wasser, und die ganzen Räume sind von einem beißenden Rauch erfüllt. […]
Die armen Menschen, die von diesen gemeinen Mitteln des englischen Luftkriegs geschlagen werden, sind wirklich zu bedauern. Aber es wäre noch schlimmer, wenn sie in die Gewalt des Feindes, insbesondere des Bolschewismus, gerieten. Dann würde die Qual, die jetzt immerhin auf auf Wochen und Monate begrenzt werden kann, auf unabsehbare Zeit anhalten müssen. […]
Es sind wieder große englische Verbände in sturem Kurs auf die Reichshauptstadt unterwegs. Wir werden also einen weiteren Schlag hinnehmen müssen.

Zitatende
Quelle: Joseph Goebbels – Tagebücher – Seite 1966 ff – Band 5 - Piper-Verlag - 1991

 

Die Angriffe aus der Luft, die Sorgen um die Fronten im Osten und Süden – Italien war von der ‘Achse‘ völlig abgefallen, die westlichen Alliierten kämpften sich gegen heftigen deutschen Widerstand nach Norden in Richtung Rom vor – konnten den Glauben an die Allmacht des ‘Führers‘ nicht beeinträchtigen. Sie glaubten an den ‘Führer‘ und meinten, alles was schlecht laufe, habe mit ihm nichts zu tun, die Schuld läge bei den unteren Chargen.
So schrieb der Propagandaminister am 5. Dezember 1943 in der Wochenzeitung ‘Das Reich‘ in einem Artikel ‘Die Lehren des Krieges‘:

 

 

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Wenn der Himmel sich verdüstert und kaum noch einen Streifen Licht zeigt, dann richte sich das Auge des Volkes auch ohne Anruf auf den Führer. Er ist der Fels im brandenden Meer der Zeit.
Zitatende
Quelle: Joseph Goebbels – Tagebücher – Seite 1967 – Band 5 - Piper-Verlag - 1991


Goebbels wusste dem Volk den Glauben an die nationalsozialistische Idee und den an den Führer aufrecht zu erhalten und noch verstärken, indem er gerade gegen England im Rahmen seiner Propagandamaßnahmen als nationales Erziehungsmittel erster Klasse besonders den Film benutzte.

So griff er z.B. eine Idee von Emil Jannings auf, das historische Drama ‘Ohm Krüger‘ zu verfilmen, das die Greuel der Briten in deren Konzentrationslagern in Südafrika schilderte.

Die Mitwirkenden unter der Spielleitung von Hans Steinhoff waren in er-ster Linie:


·  Emil Jannings: Paul, genannt 'Ohm' Krüger

·  Lucie Höflich: Sanna, seine Frau
·  Werner Hinz: Jan Krüger
·  Gisela Uhlen: Petra, seine Frau
·  Ernst Schröder: Adrian Krüger
·  Elisabeth Flickenschildt: Frau Kock
·  Ferdinand Marian: Cecil Rhodes
·  Gustaf Gründgens: Joseph Chamberlain
·  Eduard von Winterstein: Kommandant Cronje

 

 

Zitat
Ohm Krüger
ist ein deutscher Historienfilm von Hans Steinhoff aus dem Jahre 1941. Aus nationalsozialistischer Sicht werden der Burenkrieg und das Leben des südafrikanischen Politikers Paul Kruger geschildert. Der antibritische Propagandafilm zählte zu den aufwendigsten Filmproduktionen des nationalsozialistischen Deutschlands und wurde ein großer Publikumserfolg. Dem Film wurde das Prädikat „Film der Nation“ verliehen, Hauptdarsteller Emil Jannings, der auch die Produktion von Ohm Krüger übernommen hatte, erhielt für seine Leistung den „Ehrenring des Deutschen Films“.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Ohm Krüger von den alliierten Siegermächten beschlagnahmt.

Es handelt sich heute um einen Vorbehaltsfilm der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Er gehört damit zum Bestand der Stiftung, ist nicht für den Vertrieb freigegeben und darf nur mit Zustimmung und unter Bedingungen der Stiftung gezeigt werden.

Zitatende
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ohm_Kr%C3%BCger_(Film)


Reine Propagandafilme, die in Sparten als Typ bezeichnet unterteilt waren, hatten die Aufgabe, sich direkt an das Volk zu wenden und Emotionen – vor allem Ressentiments – aufzubauen. und zu schüren.

 

 

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Typ

Filmbeispiele

Filme über die NSDAP und ihre Organisation(en)

S.A. Mann Brand (1933), Hans Westmar (1933), Hitlerjunge Quex (1933), Der Sieg des Glaubens (Dokumentarfilm, 1933), Ich für dich – du für mich (1934), Triumph des Willens (Dokumentarfilm, 1935), Jakko (1941), Kopf hoch, Johannes! (1941), Junge Adler (1944)

Thema „Volksgemeinschaft

Die vier Musketiere (1934), Wunschkonzert (1940)

Thema „Sterben für Deutschland“

Der Rebell (1932), Morgenrot (1932/33), Hans Westmar (1933), Hitlerjunge Quex (1933), Flüchtlinge (1933), Unternehmen Michael (1937), Urlaub auf Ehrenwort (1937), D III 88 (1939), Wunschkonzert (1940), Kampfgeschwader Lützow (1941), Spähtrupp Hallgarten (1941), Stukas (1941), Himmelhunde (1941)

Gefolgschaftsfilme

Der alte und der junge König (1935), Der Herrscher (1937), Mein Sohn, der Herr Minister (1937), Ein Volksfeind (1937), Pour le Mérite (1938), Bismarck (1940), Carl Peters (1941)

Thema „Große Deutsche“

Der alte und der junge König (1935), Fridericus – Der alte Fritz (1936), Robert Koch, der Bekämpfer des Todes (1939), Friedrich Schiller – Der Triumph eines Genies (1940), Bismarck (1940), Carl Peters (1941), Andreas Schlüter (1942), Der große König (1942), Diesel (1942), Die Entlassung (1942), Geheimakte W.B. 1 (1942). Der unendliche Weg (1943), Wien 1910 (1943)

Antikommunistische und antisowjetische Filme

S.A. Mann Brand (1933), Hans Westmar (1933), Hitlerjunge Quex (1933), Um das Menschenrecht (1934), Friesennot (1935), Henker, Frauen und Soldaten (1935), Die Warschauer Zitadelle (1937), Kameraden auf See (1938), Kadetten (1941), G. P. U. (1942), Die goldene Spinne (1943)

Kriegspropagandafilme

Heldentum und Todeskampf unserer Emden (1934), U-Boote heraus! Mit U-Boot 178 gegen den Feind (1939), Feinde (1940), Blutsbrüderschaft (1940/41), Der Störenfried (1940), Sieg im Westen (1941), Auf Wiedersehn, Franziska (1941), Über alles in der Welt (1941), Heimkehr (1941), Spähtrupp Hallgarten (1941), Stukas (1941), U-Boote westwärts! (1941), Himmelhunde (1942), Fronttheater (1942) Besatzung Dora (1943), Junge Adler (1944)

Anti-britische Filme

Das Mädchen Johanna (1935), Verräter (1936), Zu neuen Ufern (1937), Der Fuchs von Glenarvon (1940), Mein Leben für Irland (1941), Carl Peters (1941), Ohm Krüger (1941), Anschlag auf Baku (1942), Germanin (1943)

Antisemitische Filme

Nur nicht weich werden, Susanne! (1934), Robert und Bertram (1939), Leinen aus Irland (1939), Die Rothschilds (1940), Jud Süß (1940), Der ewige Jude (1940), … reitet für Deutschland (1941), Heimkehr (1941), Venus vor Gericht (1941), Rembrandt (1942), G. P. U. (1942), Wien 1910 (1943), Theresienstadt (1944)

Euthanasie“-Filme

Opfer der Vergangenheit (1937), Ich klage an (1941), Sünden der Väter (1935), Abseits vom Wege (1935), Das Erbe (1935), Erbkrank (1936), Alles Leben ist Kampf (1937), Was du ererbt (1939), Dasein ohne Leben (1942) (nicht öffentlich aufgeführt), Geisteskrank / 2 Versionen (nicht aufgeführt)

Werbung für Todesstrafe

Im Namen des Volkes (1939)

Blut-und-Boden-Ideologie

Ewiger Wald (1936)

Thema „Afrika“ bzw. „Kolonialismus“

Die Reiter von Deutsch-Ostafrika (1934), Kongo-Express (1939), Das Lied der Wüste (1939), Carl Peters (1941), Ohm Krüger (1941), Germanin – Die Geschichte einer kolonialen Tat (1943), Quax in Afrika (1944, Uraufführung erst nach dem Krieg)

Durchhaltefilme

Kolberg (1945), Die Degenhardts (1944)

Zitatende
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Propagandafilm

 

Neben diesen Tendenzfilmen, mit eindeutiger Aufgabe, wurden hauptsächlich entspannende Unterhaltungsfilme gedreht, die dem Volk die ‘Gute Laune‘ erhalten sollten. Goebbels war der Meinung, dass ein Krieg mit derartigen Ausmaßen nur mit Optimismus gewonnen werden könne.

So war er bemüht, den Krieg als Hauptthema des Filmgeschehens mit den verschiedensten Genres zu verbinden, ‘um die Indoktrination der Zuschauer durch Abwechslungsreichtum unkenntlich zu machen und das Medium Film attraktiv zu halten‘. (Cinzia Romani – Filmdivas des dritten Reichs – München – 1982)

Einige dieser ‘Gute-Laune‘-Filme waren ‘Wir tanzen um die Welt‘ mit dem Grundthema: ‘Tanzen und jung sein, Siegen und jung sein, Lachen und jung sein – das sind wir, das steht auf unserem Panier‘ - mit:

·  Charlotte Thiele: Norma

·  Irene von Meyendorff: Eva
·  Carola Höhn: Sylvia
·  Carl Raddatz: Harvey Swington
·  Harald Paulsen: Agent Torstone
·  Lucie Höflich: Jenny Hi
ll

Oder ‘Wunschkonzert‘, den 23 Millionen Zuschauer mit den Darstellern in die Hauptrollen

·  Ilse Werner: Inge Wagner
·  Carl Raddatz: Herbert Koch, Fliegeroffizier
·  Joachim Brennecke: Helmut Winkler, Inges Jugendfreund
·  Heinz Goedecke: Heinz Goedecke, Rundfunksprecher
·  Ida Wüst: Frau Eichhorn, Inges Tante
·  Hedwig Bleibtreu: Frau Wagner, Inges Großmutter
·
  Hans Hermann Schaufuß: Hammer, Bäckermeister

sahen.

Und: ‘Die große Liebe‘ mit Zarah Leander. Musikalische Beiträge, die die Handlung noch unterstützten, waren hier die Lieder „Ich weiß es wird einmal ein Wunder gescheh‘n“ und
„Davon geht die Welt nicht unter“.


·  Zarah Leander: Hanna Holberg
·  Viktor Staal: Paul Wendlandt
·  Grethe Weiser: Käthe, Hannas Zofe
·  Paul Hörbiger: Alexander Rudnitzky, Komponist
·  Wolfgang Preiss: Oberleutnant von Etzdorf
·  Hans Schwarz jr.: Alfred Vanloo, Artist
·  Leopold von Ledebur: Herr von Westphal
·  Julia Serda: Jenny von Westphal
·  Victor Janson: Mocelli, Theaterdirektor
·  Agnes Windeck: Hannas Mutter
·
  Paul Bildt: Oberkellner

Die in den Filmen dargestellten Schicksale entsprachen der Wirklichkeit. Menschen kamen als Liebespaare zusammen, gingen durch den Kriegsalltag auseinander, fanden sich wieder zu einem großen Happy End.

Besonders gern wurden Luftwaffenpiloten in die Handlung eingefügt, deren Vorbilder Werner Mölders, Adolf Galland oder Hans Joachim Marseille waren. Letzterer wurde von Hans Joachim Hansen in dem Film
‘Der Stern von Afrika‘ verkörpert. Erst 1957 kam er in die deutschen Kinos.

Die übrigen Wehrmachtsteile kamen nicht recht zur Geltung. Erst als Erwin Rommel ab Februar 1941 in den Wochenschauen erschien, nahm man ihn, den ‘Wüstenfuchs‘ als Held zur Kenntnis und er wurde im Film ‚‘Sieg im Westen‘ in das Propagandasystem einbezogen.

Mit diesen Hilfsmitteln der Propaganda gelang es, der von den Alliierten gewünschten Demoralisierung der deutschen Bevölkerung entgegenzuwirken. So kehrte die Arbeitnehmerschaft zu 75 % an die Arbeitsstätten zurück, auch wenn sie die Nacht in Bunkern verbracht hatte. Goebbels schrieb diese ‘Erfolge‘ auf seine Fahne und auch der Führer bestätigte ihm das mit der Berufung zum ‘Reichsinspektor der zivilen Luftkriegsmaßnahmen‘.
Zum Jahresende 1943 war die Rote Armee schon so weit nach Westen vorgedrungen, so dass sie die polnisch-sowjetische Grenze in wenigen Tagen überschreiten werde.
Nicht nur die Lage an den Fronten machte größte Sorgen. In Ungarn hatte das Regime Kontakte zu den westlichen Alliierten aufgenommen, um sich – wie Italien - aus dem Verbund zu Hitler zu lösen. Der aber marschierte mit Truppen ein, besetzte Ungarn.

Und in Italien, wo Badoglio am 13. Oktober 1943 Deutschland den Krieg erklärt hatte, gelang es der Deutschen Wehrmacht nicht, die Briten und Amerikaner bei Nettuno in Mittel-Italien ins Meer zurückzudrängen.
So endete das Jahr 1943 für das Deutsche Reich mit Niederlagen.
Stalingrad, Nordafrika mit dem Übersetzen der westlichen Alliierten am 10. Juli 1943 von Tunesien nach Sizilien und weiter auf das italienische Festland.
Immer wieder hatte Stalin die westlichen Alliierten bedrängt, auch im Westen eine Front aufzubauen und das ‘Reich‘ auch von westlicher Seite her zu bedrängen.
Churchill jedoch zögerte, denn er hatte im Vorjahr erlebt, wie eine solche Invasion am 19. August 1942 gegen den Hafen von Dieppe im deutsch besetzten Nordfrankreich gescheitert war.
Beteiligt waren damals 237 Schiffe und etwa 7500 kanadische, US-amerikanische, britische, polnische und französische Soldaten. Ziel des Angriffs war die kurzzeitige Inbesitznahme der Stadt Dieppe, die nach spätestens 24 Stunden wieder hätte geräumt werden sollen. Auf diese Weise wollte die Royal Air Force (RAF) die deutsche Luftwaffe dazu bringen, mit starken Kräften bei Dieppe aktiv zu werden, die dann von britischen Jagdfliegern gestellt und vernichtet werden sollten. Außerdem sollte eine Landeoperation unter Gefechtsbedingungen geprobt und die Reaktion der deutschen Führung auf den Ausfall der bei Dieppe installierten Radaranlage getestet werden, sowie eruiert werden, ob ein zweites vermutetes Radarsystem bereits einsatzfähig war.
Die Operation wurde wegen hoher alliierter Verluste – bis zu 70 % der eingesetzten Streitkräfte – vorzeitig abgebrochen. Bei Luftkämpfen verlor die RAF doppelt so viele Flugzeuge wie die deutsche Luftwaffe.
Die NS-Propaganda feierte damals den Sieg und übertrieb seine Bedeutung, um der Bevölkerung zu suggerieren, gegen alliierte Invasionen im Westen gewappnet zu sein.
So waren Hitler und Goebbels wie auch andere in der deutschen Heeresführung der Meinung, diese von den Westmächten geplante Invasion werde - wie die bei Dieppe im vorigen Jahr - scheitern.
Einige aber waren sich der Gefahr bewusst.

 

 

 

Zitat
Jodl vertritt den Standpunkt, dass die Krise bei der Invasion kommt. Da wird sich der Krieg entscheiden. Die Invasion ist nach menschlichem Ermessen überhaupt der Schnittpunkt der Entwicklung des Jahres 1944. Kommt sie, so wird sie militärisch die Entscheidung bringen; kommt sie nicht, so wird sie politisch das Feindeslager zum Auseinanderbrechen führen.
Zitatende
Quelle: Joseph Goebbels – Tagebücher – Seite 1993 – Band 5 - Piper-Verlag – 1991



Schlussbemerkung

Endlich wieder ein großer Theaterabend!

 

Der Traum jedes Intendanten und seiner Mitarbeiter ist ein volles Haus, ein begeistertes Publikum und ein reibugsloser Ablauf des Programms mit hochqualifizerten Darstellern.

All das habe ich am Freitag, den 8.12.23 in Hannover erlebt, in der Stadt, in der drei aufeinander folgende Intendanten mit Hilfe lokaler Politiker
- vornehmlich der CDU -
die Werke der großen Komponisten und Autoren so verfälschte, dass das theaterliebende Publikum die schönen Häuser der Oper und des Schauspiels leer stehen lässt.

An diesem unvergesslichen Abend aber erlebte ich eine gut gepflegte Bühne, eine phantasievolle Beleuchtung, ein Publikum von Tausenden begeisterter und gleichzeitig disziplinierten Kennern, die das Geschehen auf der Bühne sowohl in atemloser Stille als auch fröhlichen Jubels genoss.

Wir erlebten Szenen voll Mut und Kraft, voll Vertrauen und Zärtlichkeit, voll Humor und Spaß, all das, was gutes Theater ausmacht.


Allerdings waren die Darsteller keine Menschen, es waren Pferde.



Fotos: Nacht der Pferde


Seit 2007 weisen wir mit dem Kulturjournal der ‘Mitteilung an meine Freunde‘ auf Fehlentwicklungen bei den Theatern hin.
Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Überall drehen sich die großflächigen Räder des Bühnenvereins und seiner Intendanten, die dem ‘normalen‘ Publikum den Garaus machen.

Jetzt wieder die Querelen in Erfurt, falsches Management und die Störung des Betriebsfriedens an anderen Häusern machen deutlich, wie notwendig es ist - aus dem Publikum heraus - Fehlleistungen aufzuzeigen.

Wir danken Ihnen, dass Sie durch die Lektüre unserer Texte Anteil nehmen und uns mitteilen, wie wichtig Ihnen unsere Beobachtungen sind.

Der verehrten Leserschaft wünschen wir vom Kulturjournal und der ‘Mitteilung an meine Freunde‘ einen guten Verlauf des Jahres 2024.

Mit den besten Grüßen - ML Gilles und Team!


 

Impressum

  
erscheint als nichtkommerzielles Rundschreiben der Bürgerinitiative-Opernintendanz
www.bi-opernintendanz.de info@bi-opernintendanz.de – Fehrsweg 2 – 30655 Hannover

 ...in Verbindung mit:

  

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Bayerischer Oberster Rechnungshof, Niedersächsischer Landesrechnungshof,
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Politische Parteien im Nds. Landtag,
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover,
Bund der Steuerzahler,
Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten,
Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
Deutscher Bühnenverein,
Richard-Wagner-Vereine,
Feuilletons von Tageszeitungen,
Dramaturgien, Pressestellen von Theatern im deutschsprachigen Raum

RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
RA Markus von Hohenhau, Fachanwalt für IT-Recht, Regensburg
RA Prof. Dr. Ernst Fricke, Fachanwalt für Bühnenrecht, München/Landshut

Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen vom Regionalfernsehen Regensburg, telezeitung-online.de und aus dem Internet u.a. den Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
Diese Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich gemacht.
Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen. Beiträge aus der Rubrik ‘Musiktheater‘ wurden als Zitate aus dem Hermes Handlexikon übernommen.

Leserbriefe stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar.

Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir auf Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.
Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

ML Gilles

 

 

 




 

 

 

 

 

 

 

 












 








 









 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 


Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare
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Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
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Dieter Hansing