Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   04.01.2010 - dradio.de

 

 

Rundschreiben 1
 

Wir alle wissen, dass unsere große Literatur durch die gesamte Theatergeschichte mit Respekt auf die Bühne gebracht wurde, da sie ewig gültige Wahrheiten über die menschliche Natur zum Inhalt hat.

Seit den achtziger Jahren etablierte sich in Deutschland eine Tendenz, die Regisseuren gestattet, die Werke zu dekonstruieren, zu zertrümmern, zu verfälschen, um sie zum Spielfeld privater Probleme zu machen.
Eine schlimme Kindheit, sexuelle Obsessionen, politische Erfahrungen werden den Stücken übergestülpt und dann ’Herunterbrechen auf unsere Zeit’ genannt, wobei in der Oper Musik, Text und das Geschehen auf der Bühne nichts mehr gemeinsam haben.

Die Sensationsgier des Publikums zu befriedigen ist das große Geschäft, wenn Violetta Valéry in der ’Traviata’ als besoffene Schnapsdrossel über die Bühne torkelt und über die Stühle ins Publikum steigt.

Dazu die Masche, Chor und Solisten in den Zuschauerraum zu quartieren. So macht sich ein Regisseur mit Mätzchen zu Lasten der Steuerzahler ’einen Namen’.

Was soll die NVA in der ’Tosca’, die zur Zeit Napoleons spielt, nur weil das Regieteam unter dem Kommunismus litt?

Was soll ’Rusalka’ in einem unterirdischen Seziersaal mit Kröpke-Uhr? Damit der Regisseur seine nekrophile Ader ausleben kann?

 

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Kritik des kulturpolitischen Sprechers der CDU, Herrn Dr. Kiaman, zu den Brutalitäten des ’Freischütz’ – vor dessen Besuch die Schulen in Niedersachsen im letzten Moment, nämlich nach der Hauptprobe Klavier gewarnt wurden, obwohl er auf dem Lehrplan steht, beantwortete der Künstler Bärenklau – aus dem ’Gefolge Schlingensief’, siehe ’Parsifal’ in Bayreuth – mit einem pöbelhaften Schreiben, in dem er Dr. Kiamans Bedenken als ’geistigen Dünnschiss’ und Hannover als ’tief dumpfe und braune Provinz’ bezeichnete.

Offensichtlich war ihm entgangen, dass Niedersachsen von Rot-Grün regiert wird und ein SPD-Mitglied als Oberbürgermeister von Hannover agiert.

Zu diesem 'Freischütz-Vorgang' äußerte sich die Theaterleitung öffentlich bisher nicht.

 

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Zwei Intendanzen voller Scheußlichkeiten sind genug!

Oder zertrampeln wir auch die Blumenbeete in den Herrenhäuser Gärten, damit Hannover keinen Ort öffentlicher Ästhetik mehr hat?

Oder beschmieren wir Kunstwerke im Museum, um Kultur ’nach unten’ zu öffnen?
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf der Theater verstehen wir diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

 

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